Sie wissen, was es bedeutet, Bürgermeister zu sein. Sie waren es selbst. Wer könnte besser beurteilen, ob man für Ole von Beusts Rücktritt Verständnis aufbringen sollte, als seine Vorgänger? Allerdings sind die Meinungen geteilt.

Henning Voscherau (SPD) jedenfalls lässt Nachsicht walten. "Wer will einem so unglücklichen Mann sagen: 'Du musst die Kraft haben, weiterzumachen?'" sagt Henning Voscherau. "Das kann doch keiner." Niemand anders könne beurteilen, ob Ole von Beust im Inneren noch genug Kraft aufbringe, das könne er nur selbst. Und wenn das nicht so sei, sei es für das Gemeinwesen besser, wenn er gehe.

Ob man als Bürgermeister nach acht, neun Jahren aber generell amtsmüde sei, lasse sich nicht verallgemeinern. Dass sein Rücktritt schon vorher durchgesickert ist, werde von Beust im Übrigen selbst am meisten bedauern.

Sein Bedauern formulierte auch Altbürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD). "Ole von Beust wird uns sehr fehlen: mutig, liberal, sozial und stets lernbereit", sagte von Dohnanyi. Sehr schade, dass er gehe, aber er habe Verständnis für seine Gründe. "Die Leute sagen oft, Politiker kleben zu lange an ihren Stühlen", sagte von Dohnanyi. "Und wenn dann einer selbstbewusst aufsteht, ist es auch nicht recht."

Als "nicht professionell" bewertete hingegen Ortwin Runde (SPD) den Rücktritt. Die Begründung, Mitte der Legislaturperiode zu übergeben, leuchte zwar ein - aber es ist die Frage, ob man den Stab so übergeben bekommen möchte. "So einen Abgang kann man auch schöner turnen", sagte Runde. Gerade im Zusammenhang mit der gescheiterten Schulreform sei der Abgang natürlich heftig unglücklich. Auch, dass die Grünen nicht in die Entscheidung mit einbezogen wurden, deute auf einen unprofessionellen Staffelwechsel hin. Schließlich trage man ja eine Verantwortung für die Koalition. Um Neuwahlen, so glaubt Runde, komme man nicht herum.