Der einstige Internetstar Werner Köpper wollte mit thailändischer Küche neu durchstarten. Nun steht der Unternehmer schon wieder vor der Pleite.

Hamburg. Eigentlich sollte die Asiakette Cha Cha der große Neuanfang für Werner Köpper werden. Drei Jahre nach der spektakulären Pleite seiner Multimediaagentur PopNet gründete der Hamburger Unternehmer 2004 sein erstes thailändisches Schnellrestaurant in der Hansestadt. Etwas Bodenständiges wollte er zusammen mit seinem Bruder Edmund Marcinowski aufbauen. Eine zweite Chance nach dem ganzen Internethype und den Spekulationsblasen am Aktienmarkt. Das Konzept: Gerichte mit frischem Biogemüse und authentischen Gewürzen, zubereitet wie in den Garküchen Bangkoks, perfekt für den eiligen, aber gesundheitsbewussten Städter von heute.

Doch nun, sechs Jahre nach ihrem Neustart, stehen Köpper und sein Bruder schon wieder am Rand der Pleite. Die Muttergesellschaft der Restaurants, die Life Food Systems AG hat Insolvenzantrag gestellt, wie der Vorstandschef gestern dem Abendblatt bestätigte. Insgesamt sind fünf der sieben Cha-Cha-Restaurants betroffen, darunter auch die beiden Filialen an den Großen Bleichen und in der Europapassage. Zwei Geschäfte in Berlin und in der Schweiz werden in Lizenz geführt und sind finanziell unabhängig von der Muttergesellschaft.

110 Beschäftigte der Restaurantkette sind betroffen

Nach den Worten Köppers befindet sich die Restaurantkette in einem sogenannten Insolvenzplanverfahren, das die Sanierung sicherstellen soll. Die rund 110 Beschäftigten des Unternehmens erhalten ihre Löhne vom Arbeitsamt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Hamburger Rechtsanwalt Ulrich Rosenkranz bestellt.

Ursache der Zahlungsschwierigkeiten sind laut Köpper Probleme im Cha-Cha-Restaurant in Frankfurt am Main. Dort liegt das Unternehmen mit seinem Vermieter, der Immobiliengesellschaft Tishman Speyer, im Clinch. Nach Informationen des Abendblatts soll es um Millionenkosten für Einbauten wie Lüftungssysteme und Sprinkleranlagen gehen, die keine Seite übernehmen will. Zudem klagt die Restaurantkette über große Leerstände in dem Komplex, die zu einem Kundenschwund im Cha Cha geführt haben sollen.

Aus Kreisen des Vermieters ist hingegen zu hören, die Hamburger hätten mindestens acht Monate lang keinen Cent Miete mehr gezahlt. Das Argument mit der fehlenden Kundschaft lässt man bei Tishman Speyer nicht gelten. Andere Restaurants in der näheren Umgebung seien sehr wohl ausgelastet. So befinde sich in unmittelbarer Nähe des Cha Cha die am besten besuchte Currywurst-Bude der Stadt, das Best Worscht in Town. Die Situation ist mittlerweile so verfahren, dass die Cha-Cha-Betreiber ihr Engagement in der Bankenmetropole so bald wie möglich beenden wollen. "Wir werden das Restaurant voraussichtlich in Kürze schließen", sagt Köpper.

Über das Problem in Frankfurt hinaus sieht Köpper aber keine Schwierigkeiten in seinem Unternehmen. "Alle anderen Restaurants schreiben operativ schwarze Zahlen, es gibt gute Chancen, dass sie auch weiterhin bestehen bleiben", sagt er. "Unser Konzept wird von den Gästen sehr gut angenommen." Der technikbegeisterte Chef hatte in den vergangenen Jahren versucht, mit Computerhilfe die Organisation bei Cha Cha zu optimieren. So berechnen die Maschinen unter anderem wie große Gruppen in den Restaurants möglichst schnell und gleichzeitig ihr Essen bekommen. Sie bestimmen auch die exakte Garzeit, damit die frisch zubereiteten Gerichte tatsächlich dem Werbeslogan vom "positive eating" entsprechen, also einem gesunden Essen mit Wellness-Faktor.

Der Aktienkurs der Internetfirma PopNet brach 2001 in sich zusammen

Die große Begeisterung für den Computereinsatz hat Köpper noch aus seiner Zeit beim IT-Dienstleister PopNet zu der Restaurantkette mit hinübergenommen. Zusammen mit seinem Bruder Edmund Marcinowski hatte er die Multimediaagentur mitten im Internethype am damaligen Neuen Markt an die Börse geführt. Das Unternehmen, das Internetseiten von Großkonzernen wie Siemens, Panasonic oder BP gestaltete, legte zunächst einen Traumstart an der Börse hin. Ausgegeben zu 12,50 Euro notierte die Aktie in der Spitze bei 80,90 Euro. Doch mit dem Platzen der Spekulationsblase am Neuen Markt war es auch mit PopNet schnell vorbei. Gescheiterte Projekte wie die Onlinezeitschrift "Gold.de" drückten auf das Ergebnis, Ende September 2001 drehte die Commerzbank endgültig den Geldhahn zu. Zu diesem Zeitpunkt hatte Köpper PopNet allerdings schon verlassen, nur sein Bruder saß noch im Aufsichtsrat. Auf seine Vergangenheit angesprochen, reagierte der Cha-Cha-Chef gestern ungehalten: "Ich kann beim besten Willen keine Parallelen zwischen der damaligen Insolvenz und der heutigen Situation erkennen."