Oft sind es unkonventionelle Ideen, die zu Lösungen und im Idealfall auch noch zu mehr Einnahmen führen. Warum also nicht die Laufzeiten für Kernkraftwerke verlängern, die zu erwartenden Strommengen versteigern und den Gewinn zur Förderung regenerativer Energien einsetzen? Nützt doch Umwelt, Verbrauchern und der Staatskasse!

Auf den ersten Blick jedenfalls. Auf den zweiten schließt sich eine Reihe von Fragen an: Kann der Staat etwas versteigern, was ihm gar nicht gehört? Um wie viele Jahre sollen die Laufzeiten eigentlich verlängert werden - um so viele, wie die Kernenergie als Brückentechnologie gebraucht wird, oder so lange, wie es sich für die Betreiber rechnet? Würden die Kosten der großen Atom-Auktion nicht einfach auf den Strompreis aufgeschlagen? Warum nicht eine Brennelemente-Steuer, die mit jedem weiteren Jahr Laufzeit steigt?

Diese und noch eine ganze Menge anderer Fragen lassen sich frühestens beantworten, wenn die Regierung über ein schlüssiges Energiekonzept verfügt. Versprochen hat sie das für den Herbst. Erwartet wird dann die konkrete Vorstellung der Koalition, mit welchem Mix aus Kern-, konventioneller und regenerativer Energie die Wirtschaftsnation Deutschland die Zukunft bestreiten soll; eingedenk verfügbarer Rohstoffreserven, von Sicherheitsaspekten, unter reeller Einschätzung technischer Möglichkeiten, die sich nun einmal nicht politisch beschließen lassen - weder für die Endlagerfrage noch für die tatsächliche Leistungsfähigkeit von Wind- und Solaranlagen. Nicht zu vergessen schließlich die zu erwartenden Kosten für Energieversorger und Verbraucher.

Unter Berücksichtigung bisheriger Erfahrungen mit Schwarz-Gelb etwa in der Gesundheits- und Steuerpolitik könnte es mit dem Konzept aber auch noch länger dauern. Und es muss nicht unbedingt gut werden. FDP, CDU und CSU haben bisher wenige Felder gefunden, auf denen sie sich einig waren, und ansonsten kaum eine Gelegenheit ausgelassen, sich gegenseitig ein Bein zu stellen.

Im Moment gibt es immerhin einen Ausstiegskompromiss, den beide Seiten einmal freiwillig unterschrieben haben, der die Energieversorgung des Landes nicht gefährdet und der dem politischen Willen der Bevölkerungsmehrheit entgegenkommt. Daran sollte nicht gerührt werden, solange keine bessere Lösung in Sicht ist.

Mittlerweile wäre es schon ein Erfolg, wenn manche Politiker in der Hitze des Sommers in ein Abklingbecken tauchen und einen kühlen Kopf bewahren würden.