Hamburg. Es war 15.15 Uhr, als sich eine schwarze Sturmwand wie aus heiterem Himmel vor der Nordseeinsel Helgoland aufbaute. Ein Tornado ist am Montag über die Düne der einzigen deutschen Hochseeinsel gerast und hat große Schäden angerichtet. Elf Menschen wurden verletzt, teilte der Kreisfeuerwehrverband Pinneberg mit.

Die meisten Verletzten erlitten Arm- und Beinbrüche, zwei Personen wurden schwer verletzt, eine von ihnen an der Wirbelsäule. Die beiden wurden in ein Krankenhaus auf dem Festland geflogen, die anderen Verletzten kamen in das kleine Inselkrankenhaus. Die Rettungskräfte auf der deutschen Hochseeinsel waren am Nachmittag stundenlang im Einsatz. Die Hauptinsel blieb verschont.

Bürgermeister Frank Botter löste zunächst den Katastrophenfall aus und forderte Hilfe vom Festland an. Diese musste dann aber nicht in Anspruch genommen werden, sagte Tourismusdirektor Klaus Furtmeier. "Die örtlichen Rettungskräfte haben alles im Griff."

Der Campingplatz auf der Düne wurde fast komplett verwüstet. Auf dem kleinen Flugplatz der Badeinsel, die dem Hauptfelsen vorgelagert ist, kippte eine Propellermaschine um. "Wir müssen jetzt erst mal alle Menschen von der Düne runterholen", sagte der Tourismusdirektor. Die Betroffenen kamen vorübergehend in der Helgoländer Schule unter.

Rentner Wilfried Richters erlebte den Tornado auf dem weitgehend zerstörten Campingplatz. "So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte der 63-Jährige zur Geschwindigkeit, mit der das Unwetter herangerast war.

Rechtzeitig vorher hatte der Platzwart vor der aufziehenden Front gewarnt. "Da kann man dann als Camper nur abwarten", sagte er am Telefon. Der Tornado sei dann von Südwesten über den Platz gerast und habe in seiner Schneise mehr als 80 Prozent der rund 100 Zelte "plattgemacht". Die Verletzten habe es seiner Kenntnis nach am Südstrand durch umstürzende Strandkörbe gegeben. "Einige standen unter Schock." Da im Sommer immer die Feuerwehr und ein Arzt auf der Düne stationiert seien, waren die ersten Helfer sehr schnell bei den Verletzten, sagte Richters.

Der Wirt des Dünenrestaurants, Lutz Hardersen, berichtete von Strandkörben, die 100 Meter weit durch die Luft gewirbelt und zerstört wurden. "Es sieht aus wie nach einem Bombenangriff", berichtete er. Sein Holzgebäude habe den Tornado recht gut überstanden. "Aber einige Stützmauern sind eingedrückt." Terrassenmöbel, die seine Mitarbeiter schon vorsichtshalber gesichert hatten, lagen zum Teil weit verteilt oder auf dem Dach. "Das müssen wir jetzt wieder zusammensammeln."