Geht es um die großen Würfe, beweist die Führung der Deutschen Bahn meist einen professionellen Blick. Der Bau einer Eisenbahn für den arabischen Staat Katar oder die milliardenschwere Übernahme des britischen Konkurrenten Arriva waren jüngst solche Themen. Geht es aber um das Wichtigste, die Sicherheit in den Zügen, fehlt den Bahnvorständen erstaunlich oft der Blick fürs Detail.

Es vergeht kein Sommer, in dem man als Fahrgast nicht die Folgen einer defekten Klimaanlage in einem der ICE-Schnellzüge erlebt - schwüle, stickige Luft in Waggons, deren Fenster sich nicht öffnen lassen. In einem Großunternehmen mit Hunderten solcher Züge kann so etwas vorkommen. Doch die Fälle vom Wochenende, besonders die chaotischen Verhältnisse mit Kreislaufzusammenbrüchen in einem der betroffenen ICE-Züge, zeigen die Bahn beim Umgang mit der Sommerhitze vollständig überfordert.

Die technische ist dabei nur eine Seite des Problems. Immer wieder lässt sich der mächtige Konzern von seinen Systemlieferanten aus der Industrie wie Siemens oder Bombardier offenbar mangelhaftes Material andrehen. Zugleich offenbaren die jüngsten Vorkommnisse aber erneut eine erschreckende Inkompetenz beim Bahnpersonal. Wer Passagiere in einem überhitzten Zug, darunter Ältere und Schwangere, bis kurz vor dem Kollaps mit Hitzeschock in den Waggons liegen lässt, weil es ja Vorschriften gibt, der gehört nicht in die blaue Uniform der Deutschen Bahn. Ebenso wenig wie Zugbegleiter, die Kinder ohne Fahrkarten in Provinzbahnhöfen aussetzen. Solche Leute gehören in einen intensiven Nachhilfeunterricht für Bahnpersonal - bestenfalls.