Eine Glosse von Tino Lange.

Das britische Understatement ist auch nicht mehr das, was es mal war. Der britische Wörterbuch-Verlag HaperCollins will aktuell herausgefunden haben, dass die Englisch sprechenden Insulaner in zunehmendem Maße das deutsche Wort über benutzen, wenn auch ohne ü-Punkte. Uber-charming sind besonders attraktive Menschen, auch Uber-Babes genannt. Wenn jemand so überlegen ist wie die DFB-Elf im Achtelfinale gegen England, dann ist sie schlicht uber.

Woher die übertrieben häufige Benutzung von uber stammt, darüber gibt es verschiedene Denkansätze. Vielleicht war es die Idee von Friedrich Nietzsches Übermenschen, die George Bernard Shaw 1903 in Großbritannien mit seinem Drama "Man and Superman" populär machte. Die britische Yellow-Press ("Fritz all over") liebte diese Formulierung jedenfalls lange Zeit über alles sozusagen.

Es ist interessant, dass sich uber zu Angst, Zeitgeist und Meister gesellt hat, während die Deutschen ihre Schein-Anglizismen wie Handy, Public Viewing oder Beamer lieber selber erfanden.

Zumindest ist bekannt, was die Untertanen des Vereinigten Königreiches mit den fehlenden ü-Punkten von uber angestellt haben: Daraus bauten sie zusammen mit den US-Amerikanern den "Heavy-Metal-Umlaut" ("Röck Döts"), der in Bandnamen wie Motörhead, Blue Öyster Cult, Queensrÿche oder Mötley Crüe nicht zu übersehen ist.