Eine Glosse von Tino Lange

"Du, wollen wir Freunde sein?", fragte man früher noch im Sandkasten, um irgendwie an den wunderbaren Matchbox-Porsche des Nachbarjungens zu kommen - auch wenn dieser ein kleines Monster war. Heute fragen einen jeden Tag irgendwelche Menschen auf Facebook, ob man mit ihnen befreundet sein möchte. Zum Glück gibt es ja den "Ignorieren"-Button.

Ein Mensch, der den "Ignorieren"-Button offenbar ignoriert, ist die US-Pop-Diva Lady Gaga. Jüngst knackte sie den Rekord für den größten Freundeskreis auf Facebook und darf eine lange Liste von zehn Millionen Bekannten, Verwandten und Fans durchblättern. Nur Michael Jackson hat mit 14 Millionen Netzjüngern mehr zu bieten, aber verstorbene Künstler zählen nicht für Rekorde. Dabei dürfte es Lady Gaga wie allen Freundesammlern gehen, die zur Verwaltung ihres riesigen Internet-Anhangs einen Behördenapparat bräuchten: Die meisten ihrer Freunde wird sie nie treffen.

Was können wohl Lady Gagas Freunde von der Exzentrikerin wollen? Einen Matchbox-Porsche wohl kaum. Vielleicht Gratis-Konzertkarten, damit die Hallen nicht halb leer sind wie beim Auftritt im vergangenen Mai in der Hamburger O2 World.

Es bleibt eine Frage: Bekommt Lady Gaga jetzt den Friedensnobelpreis, weil sie 200 000 Facebook-Freunde mehr hat als Barack Obama? Die Gaga dankte ihren Fans jedenfalls so: "Ich liebe Euch alle. Ihr seid alle kleine Monster." Gefällt mir.