Eine Glosse von Hans-Juergen Fink

Viel gescholten, macht die Kulturbehörde eigentlich doch eine ganz raffinierte Kulturpolitik: Sie konzentriert sich darauf, gebeutelte Institutionen - sei es die Galerie der Gegenwart oder die Fabrik in Altona oder die Staatsoper - listig in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken. Das geht, so hat man in den Büros an den Hohen Bleichen offenbar herausgefunden, am besten mit Drohungen: Schließung hier, Geldhahn abdrehen dort. Beides ruft reflexartig Menschenketten, Solidaritätserklärungen und öffentliche Proteste hervor. Danach rudert die Behörde zurück - Ziel erreicht.

Sogar Bündnispartner hat Karin von Welck für dieses Spiel über Bande gewonnen: Was ist die einzig denkbare Reaktion auf Finanzsenator Carsten Frigges kühne Frage: "Müssen wir die Oper bezuschussen?" Nach der neuen Strategie ein klares "Nein". Selbst wenn Opernbesucher Menschenketten nur vorm Getränkestand bilden - Hamburgs Kulturszene wäre ein Stück mehr alarmiert und wachsamer.

Es gibt viele Felder, auf denen eine flotte Drohung Unheil verhüten könnte. Noch spricht niemand über Philharmoniker, Bücherhallen, Hamburg Ballett, Markthalle, die kleinen Festivals. Auch die haben Fans, die Barrikaden gegen Sparpläne bauen können.

Und dann wäre da noch die Elbphilharmonie. Doch die rettet der Senat lieber alleine, denn dass sich da der Volkszorn in die richtige Richtung dreht, darauf möchte man sich zurzeit doch nicht verlassen.