Die Stadt, die seit 800 Jahren nicht existieren soll, hat endlich einen real existierenden Film

Bielefeld hat nur ein Problem: Es existiert.

Vieles wäre einfacher, wenn es diese Stadt am Ende eines Quertals des Teutoburger Waldes gar nicht gäbe. Denn dann gäbe es auch die "Bielefeld-Verschwörung" nicht, und alle Autos mit einem "BI-" auf dem Nummernschild wären nur ein billiges Biele-Fake.

Doch die "Bielefeld-Verschwörung" existiert. Sie ist sogar ein überraschender Kino-Erfolg - bisher leider nur in Bielefeld. Und schon das ist erstaunlich. Denn der Kern der Verschwörungsthese lautet: Bielefeld gibt es gar nicht - wohl aber den Film zur Verschwörung.

Keine Verschwörung ohne Verschwörer. Sie sind es, die eine Existenz von Bielefeld immer nur vorgetäuscht haben sollen. An dieser Stelle erkennen aufmerksame Leser eine gewisse Distanzierung gegenüber dieser These. Der Abstand ist angebracht, denn die Quelle dieser Behauptung speist sich ausschließlich aus dem Internet.

Dort kursiert die Verschwörungstheorie bereits seit 1994. Schnell fand sie mehr Anhänger, als die Kaufmannsstadt in Ostwestfalen je an auswärtigen Besuchern sah.

Darüber muss sich niemand wundern. Denn selbst jene, die mal in der City waren, kamen kurz darauf ins Grübeln bei der Frage: Bielefeld? War ich da eigentlich schon? Dafür hat die Stadt ohne Wahrzeichen jetzt ihren Kinohit. Der soll bald auch andernorts gezeigt werden, kündigte einer der Produzenten an. Wer nicht warten will, kann sich den Trailer im Internet antun (www.diebielefeldverschwörung.de). Lächerlich sind auch die Produktionskosten. Für gerade mal 60 000 Euro schufen die Medienpädagogen der Universität den 100-Minuten-Streifen, den sich schon 7600 Besucher in den ersten vier Wochen angesehen haben. Gedreht wurde außer in Griechenland nur noch in Bielefeld, wo ständig Menschen und Gebäude verschwinden.

Dabei hatte die Stadtgeschichte so verheißungsvoll begonnen. Im Jahr 1214 wurde Bielefeld erstmals erwähnt. Niemand widersprach. Es waren glückliche Zeiten, ganz ohne Internet.