Eine Glosse von Kai-Hinrich Renner

Vergangenen Sonntag beim 4:1 unserer Nationalmannschaft gegen England gewährte Jogi Löw einen aufschlussreichen Einblick in seine Ernährungsgepflogenheiten. Während des Spiels lockerte der Bundestrainer seinen linken Zeigefinger im linken Nasenloch. Und führte die Hand, auch eine Form von Breitensport, zum Munde. So weit, so menschlich.

Nur: Davon bekamen die deutschen TV-Zuschauer nichts mit. Warum nur? Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um einen Akt der Selbstzensur der übertragenden ARD handelte: Die öffentliche Zurschaustellung dieses Volkssports ist in unseren Breiten verpönt. Und den wichtigsten Angestellten des DFB dabei zu zeigen, wie er einer gesellschaftlich geächteten Tätigkeit nachgeht, kann sich die ARD womöglich nicht leisten. Was, wenn der Fußballverband ihr im Gegenzug Übertragungsrechte entzieht?

Im Internetzeitalter bleibt aber nichts unentdeckt. Und so erfreuen sich bei YouTube Videos von Jogis Zwischenmahlzeit größter Beliebtheit. Der Druck wuchs. Die ARD kam an den popeligen Bildern nicht mehr vorbei - und reichte sie mit zweitägiger Verspätung in "Waldis WM-Club" nach. So hat sich die Internetgemeinde praktisch um die Pressefreiheit verdient gemacht. Vielen Dank! Dem Bundestrainer aber wünschen wir an dieser Stelle weiterhin einen gesegneten Appetit.