Der Präsident der Helmut-Schmidt-Universität sieht die Zukunft in einer Hochschule, an der neben Offizieren auch zivile Studenten ausgebildet werden

Totgesagte leben länger! Wie treffend dieses alte Sprichwort sein kann, zeigen die regelmäßig wiederkehrenden Gerüchte über eine Schließung der Helmut-Schmidt-Universität (HSU) der Bundeswehr in Hamburg.

Dass solche Gerüchte aufkommen, ist nicht neu. Schon seit der Gründung der Universität 1973 wurden immer wieder Stimmen laut, die die Schließung unseres Hauses (oder die der Schwester-Universität im bayerischen Neubiberg) forderten. Zuletzt war dies 1999 der Fall, als eine Kommission unter der Leitung des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker begann, Vorschläge für eine Strukturreform der Bundeswehr zu erarbeiten.

Im Abschlussbericht vom 23. Mai 2000 sprachen sich alle Experten dann einmütig für den Fortbestand beider Universitäten der Bundeswehr aus.

Wir vertrauen fest darauf, dass wir auch die jüngsten Gerüchte überleben werden, die Anfang Juni zunächst die Medien- und dann auch die Wissenschaftslandschaft in Hamburg aufgeschreckt haben. Uns haben sie verärgert, denn sie sorgten wieder einmal für sehr viel Unruhe und schürten unnötige Ängste. Dennoch dürfen wir die Augen vor dem, was auf uns zukommen wird, nicht verschließen.

Die Bundeswehr wird kleiner. Und damit auch die Zahl derjenigen jungen Frauen und Männer, die künftig an unserer Universität studieren werden.

Als Universität der Bundeswehr steht die HSU bisher fast ausschließlich angehenden Offizieren offen. Wir werden also mit harten Einschnitten im Haushalt rechnen müssen. Sie könnten sich auch auf die Forschung auswirken. Hamburg muss helfen, das zu verhindern!

Wir wollen unsere herausragende Arbeit gern wie gewohnt fortführen. Doch dazu müssen wir uns neu aufstellen und uns stärker nach außen öffnen. Obwohl sie eine Einrichtung des Bundes ist, ist die HSU schon jetzt aus dem Hamburger Wissenschafts- und Wirtschaftsraum nicht mehr wegzudenken. Unsere Wissenschaftler haben ihren festen Platz in der innovativen Spitzenforschung der Stadt und des Landes. Sie sind am Zentrum für angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) ebenso beteiligt wie am Cluster Biokatalyse 2021 und sie koordinieren Schwerpunktprogramme der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

In rund 100 Projekten arbeiten unsere Forscher eng mit führenden Industrieunternehmen der Metropolregion zusammen. Anders als manch ein Außenstehender vermuten mag, liegt der Schwerpunkt unserer Arbeit dabei im zivilen Bereich.

Aufgrund des breiten Spektrums und der guten Ausstattung wird die HSU bei Studierenden und Doktoranden geschätzt. Nicht wenige von ihnen arbeiten an Projekten, die auf die Gründung innovativer Start-ups zielen. Genau dieses zukunftsgerichtete Potenzial muss die Stadt an sich binden. Und dies umso dringender, je mehr Unternehmen zum Beispiel über einen Mangel an gut qualifizierten Ingenieuren klagen.

Eine Universität des Bundes, wie wir sie uns seit Langem vorstellen, wäre ein Schritt in diese Richtung. Von ihr könnten neben den künftigen Führungskräften der Streitkräfte auch zivile Studierende profitieren. Und die Stadt.

Nicht ohne Stolz tragen wir seit 2003 den Namen eines der berühmtesten Männer der Stadt. Altkanzler Helmut Schmidt war es, der als Bundesminister der Verteidigung 1972 beschloss, die künftigen Führungskräfte der Bundeswehr an eigenen Hochschulen zu qualifizieren. Offiziere sollten besser ausgebildet werden und nach ihrer Dienstzeit bei der Bundeswehr beste Chancen auf dem zivilen Arbeitsmarkt haben. Als gut qualifizierte, führungsstarke Persönlichkeiten sollten sie eine neue Soldaten-Generation in einer modernen Bundeswehr repräsentieren.

Genau dieses Ziel verfolgt nun fast 40 Jahre später auch der jetzige Bundesminister der Verteidigung, Karl-Theodor zu Guttenberg. Er hat im April eine Kommission unter der Leitung des Chefs der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, eingesetzt, die an einer neuen Struktur für die Bundeswehr arbeiten soll. Effizienter, schlanker, schlagkräftiger und moderner soll die Truppe werden.

Das impliziert einen bleibenden Bedarf an hoch qualifizierten und motivierten jungen Führungskräften. Diese so dringend benötigten Führungspersönlichkeiten bilden wir aus. Damit wir das auch weiterhin auf hohem Niveau tun können, benötigen wir die starken Stimmen aller relevanten Kräfte dieser Stadt. Für die gerade erfahrene Unterstützung sind wir sehr dankbar.