Der Volkshumorist Arnold Risch wäre heute 120 Jahre alt geworden - Sendung auf NDR 90,3

Er war der große Hamburger Volkshumorist des letzten Jahrhunderts: Arnold Risch (1890-1979). Sich selbst nannte er "niederdeutscher Vortragskünstler", tatsächlich aber war er ein wahres Multitalent: Dichter, Komponist, Schauspieler und Rezitator.

Schon mit 15 Jahren trat der Hamburger Jung bei "bunten Abenden" in Vereinshäusern auf und gründete 1919 mit Richard Ohnsorg die Niederdeutschen Bühne Hamburg. Als 1924 bei der Norag, der Nordischen Rundfunk AG, dem heutigen NDR, die "Niederdeutsche Funkbühne" eingerichtet wurde, war er selbstverständlich dabei.

Ende der 20er-Jahre erschienen seine ersten Bücher wie "Das lustige Arnold-Risch-Buch", "Was hab'n wir für 'n sonnige Jugend", "Und das freut ein' denn ja auch", "Und man hat da auch was von" und "In Schule".

Bis in die 60er-Jahre wurden sie immer wieder aufgelegt. Außerdem spielte Risch in der Revue "Hamborg - hol di stief" mit und schrieb das Lied "Hamborger Bloot", das bis heute zum Repertoire jedes Hamburger Shantychors gehört. Arnold Risch erzählte Geschichten aus dem Hamburger Alltag: der turbulente Besuch in Hagenbecks Tierpark, die missglückte Fahrt in der "Elektrischen", der Straßenbahn, die Aufregung um den Frühjahrsputz oder die Beerdigung von Onkel Max auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

Denk mal, Onkel Max is tot,

das bekümmert ein' doch sehr!

Gestern noch bei 'n Abendbrot,

stött mol op - un is nich mehr!

Seine Figuren sind kernige Hamburger Typen, die jeder kennt, wie Tante Dibbermeier, Frau Schneider oder Onkel Hein. Seine Popularität verdankte Arnold Risch seinem unnachahmlichen Vortragsstil. Er spielte auf der Bühne Ein-Mann-Theater und konnte ohne Probleme in seinen Conférencen und Gedichten zwischen Hochdeutsch, Platt und dem Hamburger Missingsch wechseln. Außerdem verstand er es, Musikinstrumente, Tierstimmen und andere Geräusche täuschend echt zu imitieren.

Nach seinem Abschied von der Theaterbühne und der Kleinkunst widmete sich Arnold Risch ganz seiner zweiten Leidenschaft, den Antiquitäten. Vor allem alte Uhren hatten es ihm angetan.

Als er 1979 starb, war er als Künstler so gut wie vergessen. Anfang der 90er-Jahre schlug mir die Ohnsorg-Schauspielerin Hilde Sicks vor, NDR 90,3 sollte doch mit einer Sonntakte-Sendung an den großen Volkskünstler erinnern. Im Oktober 1994 trugen sie und der Risch-Schüler Willem Fricke dann im Rolf-Liebermann-Studio erstmals wieder Geschichten und Gedichte von Arnold Risch vor. Das Publikum war begeistert, und schon bald folgten weitere "Risch-Matineen".

Bis heute amüsieren sich unsere Hörer über den treffsicheren Humor und die deftige Sprache dieses echt hanseatischen Kleinkünstlers, der ein ganz Großer war - und das, um den bekanntesten Satz von Arnold Risch aufzugreifen, freut ein' denn ja auch!

Gerd Spiekermann, 58, ist seit 1985 Redakteur für Niederdeutsch bei NDR 90,3 und selbst Autor zahlreicher plattdeutscher Bücher, Texte und Kolumnen, auch im Hamburger Abendblatt. Am kommenden Sonntag widmet er zum 120. Geburtstag von Arnold Risch seine Sendung "Wi snackt Platt" von 8.20 bis 9 Uhr auf NDR 90,3 diesem Hamburger Volkshumoristen.

Der erste Band des Bestsellers "Sprechen Sie Hamburgisch?" ist inzwischen 110 000-mal verbreitet worden. Ein zweiter Band auch mit Erinnerungen an Arnold Risch, Gebrüder Wolf, Oskar vom Pferdemarkt und Mattler sien Hahnrieder erscheint im Oktober. Beide Bände können im Buchhandel oder unter www.abendblatt.de/shop oder Tel. 040/347-265 66 bestellt bzw. vorbestellt werden.