Ein Kommentar von Alexander Laux

Bastian Schweinsteiger wird hiermit schuldig gesprochen. Er hat Schuld daran, dass Michael Ballack bei dieser WM nicht vermisst wird. Sein 78. Länderspiel gegen England war so etwas wie sein Meisterstück. Mit welcher Selbstverständlichkeit der Bayern-Profi die Bälle fast magisch anzog und verteilte, hatte internationales Niveau und zeigt, dass es lohnt, sich durchzubeißen.

Vor nicht einmal einem Jahr war alles noch anders. "Man muss ihm die Frage ganz klar stellen, ob er weiterhin nur ein Mitläufer sein will", polterte Uli Hoeneß noch im August 2009, als er auf Schweinsteiger angesprochen wurde, "und ob das, was er im letzten Jahr gezeigt hat, so ist, wie er es sich bei uns vorgestellt hat."

Schweinsteiger hatte mit vielen Dingen zu kämpfen - mit seinem Status "Eigengewächs", mit über viele Jahre gewachsenen Vorurteilen gegenüber seiner Person und seiner Spielweise. Selbst als er mit Ballack zusammen die zentrale Achse des deutschen Spiels bilden sollte, gab es Vorbehalte bezüglich seiner defensiven Qualitäten.

Ein wesentlicher Faktor des jetzigen Aufschwungs heißt sicher Louis van Gaal. Der Niederländer erkannte das Potenzial Schweinsteigers in der Mitte. Aber der 25-Jährige profitiert in gleichen Maßen von seiner gereiften Persönlichkeit. Sein Privatleben ist nicht mehr öffentlich, Freundin Sarah übernimmt in Südafrika - wenn überhaupt - für den DFB nur repräsentative Aufgaben. Aus "Schweini" ist Herr Schweinsteiger geworden, der aber zugleich ein junger Mann geblieben ist, der trotz der vielen eingefahrenen Millionen erfolgshungrig geblieben ist.