Ein Kommentar von Kai Schiller

Gestern war also der Tag des Abschieds gekommen. Natürlich nicht vom Turnier, das soll für die Deutschen bis Sonntagabend weitergehen. Nein, von Danzig. Von ihrem Quartier Dwor Oliwski. Da ließ es sich DFB-Manager Oliver Bierhoff auch nicht nehmen, Danzigs Oberbürgermeister persönlich noch mal zu danken. Die Nationalmannschaft habe sich sehr wohlgefühlt, sagte Bierhoff, besonders die herzlichen Menschen würden die Elitekicker niemals vergessen. Und so zählte Bierhoff noch mal auf: Mit 50 Tonnen Gesamtgepäck war die Mannschaft unterwegs, 4,5 Tonnen Eis wurde für die Regeneration verbraucht, 2,7 Tonnen Trainingskleidung wurde gewaschen. Es wurden 26 Pressekonferenzen und 320 Einzelinterviews gewährt. Im Medienzelt wurden 1200 Stücke Käsekuchen gegessen, 9000 Becher Kaffee und 500 Liter Milch wurden getrunken.

Was Bierhoff allerdings nicht aufzählte, waren die Meter an Absperrgitter, die rund um das Gelände benutzt wurden, die Sichtschutze, mit denen der Trainingsplatz versteckt wurde und die Anzahl der Wachleute, die die Nationalspieler vor unliebsamen Gästen schützen sollten. Die so herzlichen Menschen, von denen Bierhoff sprach, hatten tatsächlich gar keine Möglichkeit, sich den deutschen Fußballern zu nähern.

Organisatorisch, da darf Bierhoff niemand widersprechen, war das Mannschaftshotel in Danzig ohne Zweifel ein Erfolg. Steigerungspotenzial gibt es nur im menschlichen Bereich. Denn wer bei einer EM wirklich auch Land und Leute kennenlernen will, der darf nicht nur im selbst errichteten goldenen Käfig leben.