Es sieht gut aus auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Während in vielen anderen europäischen Ländern die Zahl der Menschen ohne Jobs stetig steigt, stabilisiert sie sich hierzulande auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Doch nicht jeder Bundesbürger, der Arbeit hat, kann auch ordentlich von ihr leben. Die Kluft zwischen Branchen, in denen überdurchschnittlich bezahlt wird, und Branchen mit besonders niedrigen Einkommen wird immer größer.

So verdient nach einer aktuellen Studie jeder dritte der insgesamt 110 000 Beschäftigten im Wachschutz weniger als 7,50 Euro brutto in der Stunde. Ein Lohn, mit dem man in einer teuren Großstadt wie Hamburg ohne Nebenjob, Zweitverdiener oder großzügige staatliche Zuschüsse kaum überleben kann. Und in anderen Bereichen wie im Friseurhandwerk oder bei Floristen sieht es für die Beschäftigten nicht besser aus.

Die Gründe für diese Entwicklung sind mannigfach. Schwache Gewerkschaften in einzelnen Branchen, ein zu geringes Interesse an Betriebsräten seitens der Beschäftigten und der Boom bei Zeitarbeit haben zu Niedrigstlöhnen geführt. Die Zeche zahlt am Ende der Staat, der über Wohngeld und andere Transfers die Einkommen der Beschäftigten aufstocken muss. Sinn macht das keinen, denn eigentlich sollten sich auf einem funktionierenden Arbeitsmarkt Löhne bilden, die zum Leben reichen. Setzt sich die aktuelle Entwicklung fort, wird man ihn wohl einführen müssen: den gesetzlichen Mindestlohn. Die Unternehmen haben es selbst in der Hand, ihn zu verhindern. Indem sie ihren Beschäftigten für gute Arbeit anständige Einkommen überweisen.