Eine Glosse von Volker Albers

Als der Regionalkrimi sich Mitte der 80er-Jahre anschickte, die Buchhandelsregale zu entern, ahnte man noch nichts Böses. Eifel-Krimi? Na gut, kann man mal machen, eine Krimireihe nach einer Region benennen. Wir Naivlinge! Was folgte, war eine mit Tsunamiwucht anrollende Marketingoffensive, die nahezu jeder deutschen Region eine Krimireihe verpasste. Niederrhein-Krimi, Chiemgau-Krimi, Küsten-Krimi, Oberbayern-Krimi, Niederbayern-Krimi, nein, Mittelbayern-Krimi gibt's noch nicht. Noch nicht! Aber den Hinterm-Deich-Krimi. Er schreckt vor nichts zurück, der neue deutsche Heimatroman.

Was ist jetzt los? Offenbar reicht der Reiz des Regionalen nicht mehr, denn der Emons-Verlag (unbedingter Vorreiter in Sachen origineller Namensfindung) bringt bald den ersten Appenzeller-Käse-Krimi heraus, ohne Zusatzstoffe. Der Norddeutsche mag da erst einmal die Nase rümpfen, könnte aber mit dem Lübecker-Marzipan-Krimi ganz souverän kontern.

Kleiner Tipp für die Sommerferien: Lesen Sie hinterm Deich in aller Ruhe den Appenzeller-Käse-Krimi. Sie werden gewiss allein bleiben. Warum? Es stinkt zum Himmel.