Geräte des Maschinenbauers Menck rammen Pfähle für Fundamente in den Meeresboden – Mitarbeiter gesucht.

Kaltenkirchen/Hamburg. Gelb ist die Farbe von Menck. Strahlend gelb lackiert sind alle Gehäuse der Hämmer, die in dem 6000 Quadratmeter großen Lager am Rand von Kaltenkirchen liegen. Im Einsatz rammen die bis zu knapp 250 Tonnen schweren und mehr als 20 Meter hohen Giganten Pfähle in den Meeresboden. Jetzt haben Monteure blank polierte Stahlzylinder freigelegt. Mit Chrom und Nickel gehärteter Stahl blitzt in der Halle. Es sind die Fallkörper, die sich auf See mit hydraulisch gesteuerter Wucht auf und ab bewegen. Neben ihnen liegen Schlaghauben, die aufgesetzt auf die Fallkörper wie ein Hammerkopf auf einen Nagel auf die Pfähle unter Wasser treffen und sie so in den Boden treiben.

Menck-Geschäftsführer Christoph Daum macht jetzt an einem ebenfalls gelb lackierten 40-Fuß-Container halt. In der Stahlbox sind Dieselmotoren installiert, die die Energie für die Hämmer liefern. "Unsere Geräte sind weltweit im Einsatz", sagt der 55-Jährige. Deshalb hat er Tausende von Ersatzteile, fast ausschließlich Sonderanfertigungen, griffbereit in den Regalen liegen. "Wenn Probleme auftauchen, können unsere Techniker innerhalb von 24 Stunden weltweit an jedem Ort sein", verspricht der Maschinenbau-Ingenieur, der natürlich einen gelben Schutzhelm trägt. Nur der schmale Namenszug am Rand ist blau.

Die Schleswig-Holsteiner sind Teil des expandierenden Fördergeschäfts für Öl und Gas auf See, das jetzt mit Offshore-Windprojekten auch vor den deutschen Nord- und Ostseeküsten zusätzlichen Schwung erhält. Von Menck eingerammte Pfähle bilden die Fundamente für Plattformen oder Windräder, die Dutzende Meter tief im Wasser stehen oder halten Ankerketten von Produktionsanlagen. Sie stabilisieren Brückenpfeiler und bilden den Grundstock für Bauten, die zum Beispiel in Australien Hafenbecken vor Wellen schützen.

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Auf dem kurzen Rückweg zu seinem Büro zählt der Maschinenbau-Ingenieur auf, wie sich der Boom in der Branche am Standort auswirkt. So soll das Lager um weitere 1800 Quadratmeter erweitert und neue Büroflächen sollen geschaffen werden. Zudem sucht man 30 neue Mitarbeiter, welche die Belegschaft von 130 Angestellten ergänzen werden. Nachgefragt sind neben Maschinenbau- auch Bauingenieure mit guten Softwarekenntnissen und Geologen, die die Reaktion von Seeböden auf Rammschläge abschätzen können. Nach 57,5 Millionen Euro Umsatz 2011 rechnet Daum für 2012 und die kommenden Jahre mit Zuwachsraten von jeweils zehn bis 20 Prozent und anhaltend schwarzen Zahlen. Zudem soll zu der Niederlassung in Houston noch 2012 eine in Singapur kommen.

Das Geschäft läuft dabei auf zwei Ebenen. Menck vermietet 20 eigene Hämmer für Monatspreise von bis zu 500 000 Euro, setzt aber auch auf den Verkauf der Geräte und bietet den Kunden das Bedienungspersonal mit an. Die Hammerpreise beginnen bei 500 000 Euro und steigen für Tiefseeeinsätze auf mehr als 20 Millionen Euro.

"Grundsätzlich konstruieren wir unsere Geräte selbst und bauen sie in Kaltenkirchen zusammen", sagt Daum. Die Zulieferteile bestellt er weltweit. Große Schmiede- oder Gussteile kommen dabei vor allem aus Tschechien, Südkorea oder Spanien. "Die sind in Deutschland nicht mehr zu haben", weiß Jeremy Tygielski, seit 2008 Marketingchef bei Menck. Insgesamt 80 hydraulische Hämmer hat Menck seit 1977 weltweit verkauft.

Durch das Hydraulik-Know-how ist Menck in seiner Nische zu einem der beiden Markführer weltweit aufgestiegen. Dabei hatte die 1868 in Altona von Johannes Menck und Diedrich Hambrock gegründete Firma zunächst Baumaschinen und Bagger mit Seilzugtechnik konstruiert. Aus dieser Zeit steht noch ein blauer, voll funktionsfähiger Bagger vor dem ehemaligen Werksgelände in Ottensen an der Nöltingstraße.

Der Einstieg in die Hydraulik kam 1977, als Menck bereits vom US-Konkurrenten Koehring übernommen worden war. Allerdings war die Konkurrenz bei den Baggern so weit voraus, dass Menck & Hambrock 1978 Konkurs anmelden musste. Die Rammtechnik jedoch entwickelte Koehring weiter und gliederte sie 1992, kurz vor dem Weiterverkauf an den Anlagenbauer J.R. McDermott, aus. Seit 2003 gehört die neue Menck GmbH nun der im britischen Norwich ansässigen Gruppe Acteon. Ihre weltweit 17 Firmen sind allesamt in der Öl- und Gasförderung auf See tätig. "Durch Acteon sind wir bei Projekten nicht mehr auf Bankkredite angewiesen", sagt Daum. Menck profitierte davon und zog kurz nach der Übernahme unter der neuen Regie von Ellerau auf das größere Areal am Rande von Kaltenkirchen um.

Dort steht nun der Einkauf für den bisher größten Hammer kurz vor dem Abschluss. Aus den Niederlanden bestellt, soll er ausnahmsweise dort zusammengebaut werden. "Dafür werden wir bis zu vier Wochen brauchen", sagt Daum. Der Hammer soll künftig Pfähle mit einem Durchmesser von bis zu fünf Metern für Windkraftanlagen in den Boden treiben. Wie viel Kraft dafür notwendig ist, macht der Menck-Chef an einem Beispiel deutlich. "Die Wucht, die die Pfähle in den Boden treibt, entspricht dem Aufprall eines 1,5 Tonnen schweren Autos bei 270 Kilometern in der Stunde auf eine Wand."

Auf Rekordkurs steuert Menck aber noch in einer anderen Dimension - beim Rammen in der Tiefsee. Bis auf 2005 Meter wurden bereits Pfähle gesetzt, die Ankerketten von schwimmenden Öl- oder Gasförderanlagen halten. Weil eine Versorgung mit Treibstoff in diesen Regionen von Bord eines Installationsschiffs aber nicht mehr möglich ist, hat Menck dafür einen eigenen Antrieb entwickelt. "Er wird auf die Hammerhülle aufgesetzt und umfasst neben den Motoren auch die Tanks", sagt Daum und zeigt auf das Anlagenteil. "In Tiefen von mehr als 1000 Metern können nur ganz wenige Firmen arbeiten", erklärt er dann. "Dort passgenau Pfähle einrammen kann außer uns niemand."