Hamburger Konzern ECE plant offenbar Shoppingmeile im Überseequartier

Hamburg. Im Jahr 2005 war der Hamburger Einkaufszentrum-Gigant ECE beim Bau des Überseequartiersin der HafenCity von einem deutsch-niederländischen Konsortium ausgestochen worden. Nun könnte ECE im Herzstück des neuen Hamburger Stadtteils doch noch zum Zuge kommen. Das Unternehmen der Otto-Gruppe erwägt nach Abendblatt-Informationen, dort einen Großteil der Einzelhandelsflächen zu übernehmen.

Grund sind offenbar Finanzierungsschwierigkeiten des Übersee-Konsortiums zum Weiterbau des gut zehn Fußballfelder großen Quartiers; bisher ist nur der nördliche Teil fertig gebaut. Offiziell bestätigen wollte ECE die Pläne "noch nicht", wie es hieß. Allerdings gibt es nach Abendblatt-Informationen bereits Gespräche über einen Einstieg von ECE in den "großflächigen Einzelhandel" im Süden des Überseequartiers. Bisher wird der Einzelhandel dort durch ein sogenanntes einheitliches Quartiersmanagement organisiert. ECE ist hingegen als Spezialist für große Einkaufszentren bekannt.

Insgesamt sollen in 16 geplanten Einzelgebäuden im Überseequartier rund 280 000 Quadratmeter Geschossfläche gebaut werden - davon entfallen rund 68 000 Quadratmeter auf Einzelhandel und Gastronomie.

Den größten Anteil mit einer Fläche von 124 000 Quadratmetern werden Bürobauten haben. Allerdings gibt es offensichtlich schon jetzt erhebliche Vermietungsschwierigkeiten für diesen Markt. Im Jahr 2010 beschloss der damals noch schwarz-grüne Senat daher, dem Konsortium eine Anmietungsgarantie für rund 50 000 Quadratmeter neuer Bürofläche im Südteil zu gewähren - gedacht als eine "Initialzündung" zum Weiterbau des damals schonstockenden Projekts. Ursprünglich sollten dort in die eher teuren Gebäude Behörden einziehen. Derzeit aber suche die Stadt einen "Drittmieter", teilte die HafenCity GmbH mit.

Auch teure Mietwohnungen stehen in dem Quartier mehr als ein Jahr nach ihrer Fertigstellung noch immer leer, wie sich aus den Internetseiten des Quartiers ergibt. Vom geplanten Südteil, dem zweiten Bauabschnitt, ist indes vor allem eine gigantische Baugrube zu sehen. Ursprünglich sollte das gesamte Areal zwischen Speicherstadt und Norderelbe bereits 2011 bezogen sein, heute spricht die städtischeHafenCity GmbH von einem Fertigstellungstermin im Jahr 2014.

Ursache der Verzögerung sei die Finanzkrise, heißt es. Banken seien nicht mehr so schnell bereit, Projekte dieser Größenordnung zu finanzieren. Daher plant das Investorenkonsortium, darunter die niederländische ING-Bank, laut HafenCity GmbH eine weitere "Umstrukturierung". So sollen zumindest die geplanten Gebäude am Wasser "vorgezogen" werden, bestätigte der HafenCity-GmbH-Geschäftsführer Jürgen Bruns-Berentelg einen Bericht des NDR. Baubeginn solle in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres sein. Dabei handelt es sich um ein neues Kreuzfahrtterminal samt Hotel, das das derzeitige Provisorium ersetzen soll. Zudem sollen auch zwei direkt am Wasser liegende Bürotürme früher gebaut werden als der Anschlussteil zum nördlichen Überseequartier.