Ein Kommentar von Alexander Laux

Typisch deutsch ist ja, selbst nach Erfolgen noch die negativen Krümel mikroskopisch zu untersuchen. Die nach dem 4:2 gegen Griechenland begonnene Diskussion um Bastian Schweinsteiger jedoch drängt sich geradezu auf. Denn diese Personalie kann über den EM-Titelgewinn entscheiden. Joachim Löw steht vor seiner schwersten Entscheidung.

Der Bundestrainer muss abwägen: Schweinsteiger, unbestritten einer der Führungsspieler, hatte zwar die besten Laufwerte aller Spieler, allerdings legte er die 11,8 Kilometer gegen Griechenland zumeist in einem Tempo zurück. Ihm fehlt verletzungsbedingt nicht nur Dynamik, sondern auch Selbstvertrauen. Seine Aussage, er würde einen Bankplatz akzeptieren, kommt einem Gnadengesuch an den Bundestrainer gleich, ihn herauszunehmen - was auch dem zuletzt gültigen Leistungsprinzip entspräche.

Dennoch gibt es starke Argumente für Löw, Schweinsteiger nicht gegen Toni Kroos zu wechseln. Dass sein "emotionaler Leader" Spiele mitentscheiden kann, bewies er zuletzt gegen die Niederlande als doppelter Vorlagengeber für Mario Gomez, sein Wille kennt keine Grenzen. Auch dem anfangs schwächelnden Mesut Özil blieb Löw treu und wurde belohnt. Zudem wechseln Trainer zentrale Positionen nicht so gern wie Außenspieler, die Harmonie im Mittelfeld könnte leiden. Mit Schweinsteiger im Rücken könnte sich der formstarke Sami Khedira weiter als Antreiber austoben. Am Ende wird Löw eine "Bauchentscheidung" treffen müssen. Meine Stimme hat Schweinsteiger.