Eine billige Pointe von Thomas Andre

Schlimm ist sie, die permanente Krisenerfahrung unserer Tage: Überall nur Katastrophe, Untergang, Zusammenbruch. Und der Sommer ist auch bescheiden. Ja: besch...! Fäkalsprache dulden wir eigentlich nicht im Abendblatt, aber ist doch wahr. Verregnete Sonntage lassen wir uns im November gefallen, nicht aber im Juni. Nicht gefallen lassen wir uns auch das permanente Krisengerede. Denn das ist noch schlimmer als die Krise selbst.

Da spielt die Fußball-Nationalmannschaft so gut wie nie, und wir müssen uns damit belasten, ob die Kanzlerin zu heftig jubelt. Ja, wir denken seit einer gefühlten Ewigkeit in den Imperativen der Krise (obwohl für uns in Deutschland doch aller Niedergang, noch, theoretischer Natur ist) - und wir nehmen uns die Krise zum Bezugspunkt allen Denkens.

Sie taugt ja zu allerlei billigen Pointen: So geschehen jetzt wieder in einer deutschen Wochenzeitung. Sie nahm sich die finanzielle Schieflage Italiens zum Anlass, über den Zusammenhang von Haushalts- und Ernähungsdisziplin zu räsonieren. In Italien leben nämlich die dicksten Kinder Europas. Das hat unter anderem die Bremer Uni herausgefunden. Wer nicht spart, der zügelt auch nicht den Appetit der Bambini, das ist dann die Logik der Interpreten. Was Blödsinn ist. Norddeutsche leiden immer schon unter der Krise der regionalen Küche. Grünkohl macht nicht dick, weil er, im Vergleich mit Pizza und Pasta, so ziemlich gar nicht schmeckt.