Das Maklerunternehmen setzt auf Berlin und andere Metropolen in Deutschland. Die City Süd soll ein wichtiger Standort für Wohnungen werden.

Hamburg. Ob Giorgio Armani, Louis Vuitton oder zuletzt Abercrombie & Fitch: "Wir haben diese und andere Top-Marken nach Hamburg geholt und ihnen erstklassige Ladenflächen vermietet", sagt Andreas Rehberg, Sprecher der Geschäftsführung bei Grossmann & Berger und zuständig für gewerbliche Vermietungen.

Zuletzt bezog der vor allem bei jungem Publikum angesagte Textilhändler Abercrombie & Fitch 1850 Quadratmeter in der Alten Post. Auch für die neue Konzernzentrale des Spirituosenherstellers Diageo mit Marken wie Baileys und Smirnoff, der sein Hauptquartier von Wiesbaden nach Hamburg verlagerte, fand das Hamburger Maklerunternehmen Grossmann & Berger das richtige Quartier: 1900 Quadratmeter in den Tanzenden Türmen am Eingang der Reeperbahn.

Gemessen am Maklermarkt erreicht Grossmann & Berger mit 140 Mitarbeitern einen Marktanteil von 30 bis 40 Prozent bei gewerblichen Vermietungen in Hamburg. "Wir sind Marktführer und wollen unsere Position weiter ausbauen", sagt Rehberg. Doch dabei denkt er nicht nur an die Hansestadt. Anfang des Jahres kaufte das zur Haspa-Finanzholding gehörende Maklerunternehmen vom traditionsreichen Hamburger BankhausM.M. Warburg & CO die Firma Reese Immobilien Consulting in Berlin. Das Unternehmen konzentriert sich auf das Investmentgeschäft und die Verwaltung großer gewerblicher Immobilien für Versicherungen und Pensionsfonds.

"Selbst werden wir dort im Gewerbebereich nicht als Makler aktiv, sondern arbeiten bei Bedarf mit Maklern vor Ort zusammen", sagt Rehberg. Für Berlin würden die Nähe zu Hamburg und die guten Wachstumsperspektiven der Stadt sprechen. Deshalb hat Rehberg noch weitergehende Pläne. "Im Sommer beziehen wir am Potsdamer Platz eine eigene Niederlassung mit zunächst zwölf Mitarbeitern. Von dort aus steuern wir dann auch unter dem Namen Grossmann & Berger den Wohn- und Kapitalanlagebereich." Hamburg liefert dafür die Erfahrungen. Seit 1999 wurden mehr als 80 Wohnprojekte realisiert und mehr als 1900 Neubauwohnungen in Hamburg verkauft.

Start im Sachsenwald

Anleger sehen in Zinshäusern sicheren Hafen für ihr Kapital

Gerade der Berliner Immobilienmarkt, wo 86 Prozent der Einwohner zur Miete wohnen, bietet Anlegern interessante Perspektiven. In Stadtteilen wie Charlottenburg und Kreuzberg haben sich Wohnungen auf breiter Front verteuert. Mit durchschnittlich 1800 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche bei Bestandsobjekten zahlen Käufer 30 Prozent weniger als in Hamburg. In guten Lagen steigt der durchschnittliche Kaufpreis in der Hauptstadt zwar auf 3200 Euro pro Quadratmeter, der Abstand zu Hamburg bleibt aber fast unverändert. Allerdings liegen auch die Mieten noch rund 30 Prozent unter dem Niveau der Hansestadt, legen aber in Stadtteilen wie Mitte, Friedrichshain und Kreuzberg besonders stark zu.

Außer in Berlin möchte Grossmann & Berger auch in anderen deutschen Großstädten wie Frankfurt, Düsseldorf, München und Stuttgart Fuß fassen. "Wir können uns eine Kooperation mit Lokalmatadoren oder den Erwerb von Maklerfirmen vorstellen", sagt Rehberg. In diesen Städten will man sich aber auf gewerbliche Immobilien konzentrieren. "Mit einer Kapitalerhöhung sind wir gerüstet, um Zukäufe und Wachstum zu finanzieren", sagt Lars Seidel, der den kaufmännischen Geschäftsbereich verantwortet. "Wir streben ein jährliches Wachstum von fünf bis zehn Prozent beim Umsatz an", sagt Seidel. 2011 erzielte das Unternehmen Nettocourtage-Erlöse von 22 Millionen Euro. Vier bis fünf Millionen Euro Gewinn werden jährlich an die Haspa abgeführt.

Weiterhin will Grossmann & Berger die Position in Norddeutschland bei Verkauf und Vermietung von Wohnimmobilien stärken. "Im August werden wir einen neuen Shop in Lüneburg eröffnen", kündigt Rehberg an. "Die Universitätsstadt ist sehr gut an Hamburg angebunden und gut gerüstet für weiteres Wachstum", begründet er die Standortwahl außerhalb von Hamburg. Auch in Kampen auf Sylt ist Grossmann & Berger bereits vertreten. Daneben gibt es neun Shops in Hamburg; zuletzt wurde eine Filiale in Othmarschen eröffnet. "Wir betreiben alle Filialen mit eigenen Mitarbeitern und nicht wie bei Konkurrenten üblich im Franchisesystem, denn unsere Marktstellung verdanken wir unseren Mitarbeitern", sagt Rehberg. Zwei Drittel der Mitarbeiter entfallen auf das Wohnungsgeschäft.

Eine große Rolle spielt Grossmann & Berger bei der Vermittlung von neuen Eigentumswohnungen. "Aufgrund der Euro-Krise ist der Wunsch nach einer sicheren Anlage bei Eigennutzern und Kapitalanlegern gleichermaßen einer der dominierenden Kaufgründe", sagt Rehberg. Er rechnet mit weiter steigenden Preisen. Wurde das mittlere Preisniveau im Jahr 2010 noch zwischen 3500 bis 4000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche angesiedelt, so verschob sich dieses Segment deutlich in Richtung 4000 Euro pro Quadratmeter. Der durchschnittliche Preis pro Quadratmeter Wohnfläche in den 21 Stadtteilen mit dem höchsten Neubauaufkommen lag zum Jahresende 2011 bei 4640 Euro. Das sind 9,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch Hamburgs Bemühungen für einen stärkeren Wohnungsneubau werden auf Preissteigerungen nur wenig Auswirkungen haben, erwartet Rehberg. Eines der neuesten Projekte von Grossmann & Berger ist die Stahltwiete in Bahrenfeld. Hier werden mehr als 170 Wohnungen zur Miete und als Eigentum entstehen. Auch die City Süd sieht er zunehmend als Wohnungsbaustandort.

Nachdem die Neuvermietungen bei Büroflächen in Hamburg insgesamt im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 17 Prozent zurückgegangen waren, spürt Rehberg inzwischen eine deutliche Belebung des Geschäfts. Vor allem Büroflächen in der City sind gefragt. Für Hamburg erwartet der Immobilienexperte, dass auf Jahressicht insgesamt 500 000 Quadratmeter neu vermietet werden. Ein Stück von diesem Kuchen will sich Grossmann & Berger als Marktführer abschneiden.