Nach mehreren Jahren Krise geht es nun an die Substanz der deutschen Reedereien. Vielen kleineren Unternehmen droht das Aus, weil sie mit ihren Einnahmen kaum Betriebskosten und Kreditzinsen für ihre Schiffe decken können, geschweige denn Geld für die Tilgung übrig haben. Ob nun mit den erwarteten Firmenpleiten die Erosion der Branche beginnt wie einst bei den Werften, ist zwar noch nicht entschieden. Schließlich gibt es mit Hapag-Lloyd und Hamburg Süd zwei starke Linienreedereien mit ausreichend Kraft, um sich zu behaupten. Aber die Gefahr für die Branche mit ihren vielen Traditionsunternehmen ist real.

Wege aus der Krise können Kooperationen zwischen Reedereien sein. Das allein wird aber nicht reichen, wenn nicht auch die Banken ihren Kurs ändern. Kredite sind für Unternehmen lebenswichtig. Ohne sie wird die Branche Schaden nehmen. Sind Jobs an Land gefährdet? Wird das fehlende Vertrauen in künftiges Wachstum Konkurrenten in die Hände spielen? Beides ist zu befürchten.

Deutschland als Exportland sollte sich nicht darauf verlassen, ohne eine Handelsflotte auszukommen. Das wäre etwa so, als ob die Fußballnationalmannschaft ohne einen Torwart als Sicherheit stürmen würde. Zu bedenken ist zudem: Bei der internationalen Diskussion über Umweltstandards kann nur mitreden, wer selbst über maritimes Know-how verfügt. Und schließlich hilft es auch zahlreichen Firmen in der Zulieferindustrie, wenn Reedereien im eigenen Land ihre Produkte testen und für gut befinden. Nein, es wäre falsch, die Branche ausbluten zu lassen, nur weil das Ende der Krise heute nicht zu sehen ist.