Tempo 30 nachts könnte den Straßenlärm reduzieren

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind nicht wegzuwischen. Wenn ein Auto in der Nacht statt der erlaubten 50 lediglich 30 Stundenkilometer schnell fährt, reduziert sich der Verkehrslärm spürbar. Mit anderen Worten: Vor allem nachts, wenn der allgemeine Geräuschpegel niedriger liegt, stört ein Fahrzeug die Ruhe erheblich mehr als am Tage.

Es ist nicht überraschend, dass es gerade Bezirkspolitiker sind, die diese Erkenntnisse jetzt aufgreifen. Sie werden am ehesten mit den Klagen von Straßenanwohnern über zu viel Krach konfrontiert. Und die Grünen betrachten Lärm bereits seit vielen Jahren als ein großes Übel - stammt er nun von Autos auf den Straßen oder von startenden oder landenden Flugzeugen.

Es gehört der Vollständigkeit halber dazu, darauf hinzuweisen, dass das Leben in der Stadt mit Einschränkungen - auch durch Lärm - verbunden ist. Wer den kurzen Weg in den Supermarkt liebt, muss Wirtschaftsverkehr akzeptieren. Wer ohne lange Anreise das Flugzeug erreichen will, muss Fluglärm akzeptieren.

Unser Wohlstand hängt in erheblichem Maße davon ab, dass Menschen und Waren schnell von einem Ort zum anderen gelangen können. Lärmbelästigung ist leider oft die Folge. Die Bedingung dies zu akzeptieren: Alle Möglichkeiten werden genutzt, um die Belastungen für die Betroffenen zu reduzieren.

Dazu gehören unter anderem Tempo-30-Zonen. Andere deutsche Großstädte sind in diesem Punkt schon viel weiter als Hamburg. In den Amtsstuben sollte man das als Ansporn verstehen. Dass Bezirke wie Mitte oder Eimsbüttel Verabredungen über die Einrichtung neuer Tempo-30-Zonen nur zögerlich umsetzen, ist ein unhaltbarer Zustand.

Was nun "Tempo 30 nachts" angeht, so sollte Hamburg sich Frankfurt/Main als Vorbild nehmen. Dort wird im Herbst in einem Modellversuch auf mehreren Hauptverkehrsstraßen ein solches nächtliches Tempolimit eingeführt. Ende des Jahres werden die Frankfurter wissen, was es gebracht hat. Warum macht Hamburg da eigentlich nicht mit?