Ein Kommentar von Alexander Josefowicz

Die Entscheidung, "Crysis 2" als "Bestes Deutsches Spiel" auszuzeichnen, läuft auf den ersten Blick den Vorgaben zuwider. Denn "Crysis 2" ist ein Actionspiel, in dem der Protagonist schießend durch ein postapokalyptisches Manhattan läuft. Die Maßstäbe fordern aber, dass nur solche Spiele prämiert werden sollen, die nicht nur technisch herausragend und kulturell wertvoll sind; sondern auch pädagogisch.

Während die technische Klasse des Spiels unbestritten ist und man sich über den kulturellen Nährwert trefflich streiten kann, ist zumindest der dritte Punkt klar: Einen Erziehungsauftrag verfolgt "Crysis 2" mit Sicherheit nicht.

Die Jury zeigt mit der Preisvergabe allerdings, dass sie bereit ist, sich von einer überkommenen Vorstellung zu verabschieden, die dem Preis seit seiner ersten Verleihung von drei Jahren anhaftet: der, dass Spiele etwas für Kinder sind.

Denn nur dann, wenn man Computerspiele als juvenilen Zeitvertreib betrachtet, sind auch pädagogische Maßstäbe bei ihrer Beurteilung wichtig. Akzeptiert man sie aber als vollwertigen Teil des Kultur- und Unterhaltungsbetriebes, muss man auch bereit sein, Titel zu prämieren, die - völlig zu Recht - eine Altersfreigabe ab 18 Jahren haben.

Dass Kulturstaatsminister Bernd Neumann am Freitag vorschlug, die Vergabekriterien neu zu diskutieren, ist ein Schritt in die richtige Richtung.