Auf Nord- und Ostsee bahnt sich eine missliche Lage an. Der Grund: Die europäischen Fährreedereien sehen sich derzeit weder wirtschaftlich noch technisch in der Lage, die von der Internationalen Schifffahrtsorgansisation (IMO) vorgeschriebenen Grenzwerte für den Ausstoß von Schwefel von 2015 an einzuhalten.

Zum einen ist schwefelarmer Sprit mit 1000 Euro pro Tonne um mehrerer 100 Euro teurer als der schon bisher auf Rekordniveau notierende derzeit eingesetzte Treibstoff. Zudem funktionieren Filteranlagen, die Schiffsabgase reinigen, bislang nur im Landbetrieb. So droht der europäische Seeverkehr Schaden zu nehmen, wenn die IMO an ihren Vorgaben von 2008 festhält. Beim Einsatz des teureren Sprits würden die Preise steigen und damit der Transport per Lkw wieder attraktiv werden. Das aber kann niemand wollen. Denn eine durchschnittliche Fähre nimmt heute 150 Lkw auf, die dann nicht auf den europäischen Straßen unterwegs sind.

Eine solche Verlagerung des Transports von der See auf die Straße macht keinen Sinn. Deshalb muss ein Kompromiss her. Sinnvoll wäre es, die neuen Vorschriften für bereits fahrende Schiffe zunächst auszusetzen. Dafür müssten die Reeder im Gegenzug aber verpflichtet werden, die neue Technologie über Pilotprojeke zu fördern. Denn je schneller sie einsetzbar ist, desto besser ist es für die Umwelt und auch für die Schifffahrt. Die Lübecker TT Line hat bereits signalisiert, dass sie eine solche Anlage testen will. Diesem positiven Beispiel der Schleswig-Holsteiner sollten schnellstens andere Reedereien folgen.