Die Hamburger Marke “Beauty is Life“ behauptet sich im Milliardenmarkt gegen Konkurrenten wie Dior und Chanel. Die Linie existiert seit zehn Jahren.

Hamburg. Der zunächst unscheinbare Hinterhof in Eilbek präsentiert sich bei näherem Hinsehen als Ort der Schönheit und des Geschmacks. Mittelmeerpflanzen in großen Kübeln schmücken die Häuser, und beim Eintreten in das Reich von Beatrix Isabel Lied stößt der Besucher auf lichtdurchflutete Räume in Schwarz und Weiß. Die Gastgeberin im extravaganten Outfit mit geschnürten Stiefeln hat sich ihrer Umgebung angepasst und trägt ebenfalls ausschließlich Schwarz und Weiß. Ein auffälliges Augen-Make-up unterstreicht ihre Erscheinung.

Lied achtet nicht zufällig auf Ästhetik und Stil, es ist ihr Business. 2002 brachte die heute 61-Jährige ihre eigene Make-up-Linie unter der Marke Beauty is Life (Schönheit ist Leben) heraus und setzt sich seither als Einzelkämpferin in einer Branche durch, die von Weltmarken wie Dior oder Chanel beherrscht wird. Es ist ein lukrativer Markt. Für dekorative Kosmetik haben die deutschen Frauen 2011 rund 1,4 Milliarden Euro ausgegeben. Allein für Lippenstifte investierten sie mehr als 100 Millionen Euro, für Make-up sogar gut 170 Millionen Euro.

Eines war Lied immer klar: Nicht in die kleinen Kosmetiksalons wollte sie mit ihrem Label, sondern gleich in die renommierten Häuser, "dorthin, wo die Konzerne auch sind". Den "Kampf von David gegen Goliath" wie Lied es nennt, besteht sie glänzend: Die hochpreisigen Produkte, die diverse Abfüller produzieren, haben die Parfümerien ebenso erobert wie die Edelkosmetikabteilungen von Kaufhäusern. Die elegant schwarz verpackten Schachteln füllen die Regale im Hamburger Alsterhaus oder bei Barneys in New York und Beverly Hills. Ein eigener Shop startet bald in Teheran. Demnächst möchte Beatrix Isabel Lied eine Reihe von Geschäften im Franchisesystem in Deutschland eröffnen und auch dort den Kunden die Möglichkeit geben, ihr urheberrechtlich geschütztes Farbwahlsystem auszuprobieren. Den Umsatz will die ehrgeizige Managerin damit von bisher einer Million Euro in ein paar Jahren vervielfachen. "Ich habe immer an die Idee geglaubt, eine eigene Make-up-Linie im Premiumbereich entwickeln zu können, und habe dieses Ziel konsequent verfolgt", sagt Lied. Veröffentlichungen in Hochglanzmagazinen wie "Madame" oder "Shape" haben ihre Produkte in der Öffentlichkeit bekannt gemacht - Anzeigen, sagt Lied, habe sie dafür aber nicht geschaltet.

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Die Unternehmerin führt ihren Erfolg aber auch auf einen für die Branche ungewöhnlichen Berufsweg zurück. An Experimenten mit der Schönheit war sie schon als Kind interessiert, mit elf Jahren schnitt und färbte sie ihrer Familie die Haare. Nach der Schule folgte eine Ausbildung zur Maskenbildnerin, später arbeitete die vielseitige Outfit-Expertin im UKE und verhalf dort Menschen mit Hautkrankheiten zu schönerem Aussehen. Sie gründete eine Make-up-Akademie, lehrte an der Universität im Fachbereich Chemie und trat regelmäßig im Fernsehen als Beauty-Beraterin auf. Die Hamburgerin, die in einer stilvoll eingerichteten Wohnung an der Rothenbaumchaussee lebt, weiß sich zu verkaufen. So inszeniert der äußerliche Auftritt von Lied, so natürlich, humorvoll und selbstironisch wirkt die Unternehmerin als Mensch. Mit einem verschwörerischen Lächeln frotzelt sie über das Image von Kosmetikerinnen und lästert liebevoll über den wenig experimentierfreudigen Modestil der Hamburgerinnen.

Mit Selbstbewusstsein definiert sie die große Bedeutung von Schönheit: "Der Mensch ist ein visuelles Lebewesen, wir nehmen im ersten Augenblick nur das Äußerliche wahr", sagt die Hamburgerin. Und dann werde in Sekundenschnelle über einen positiven oder negativen Eindruck entschieden - und unbewusst damit auch über Freund oder Feind.