Ein Kommentar von Björn Jensen

Dementis wie das, was am Freitag aus dem Deutschen Tennis-Bund verlautete, kennt man zur Genüge. Das "Recht der Spieler" sei es, sich beim World Team Cup ihren eigenen Trainer zu wählen, und dass die Spieler tatsächlich Tobias Summerer anstelle ihres Daviscup-Kapitäns Patrik Kühnen für die Mannschafts-WM in Düsseldorf Ende Mai nominierten, habe "nichts mit Misstrauen oder gar einem internen Streit" zu tun. Klingt gut - nur glauben sollte man es nicht.

Vielmehr sagt der gesunde Menschenverstand, dass Spieler ihren Trainer nicht austauschen würden, wenn das Verhältnis intakt wäre. Nach der 1:4-Pleite im Daviscup-Erstrundenspiel gegen Argentinien im Februar waren die Risse zwischen der aktuellen Generation deutscher Tennisherren auf der einen sowie Tommy Haas als Vertreter der vorangegangenen Generation und Kühnen als dessen Protektor auf der anderen Seite öffentlich sichtbar geworden. Haas hatte den fehlenden Teamgeist kritisiert, Kühnen war ihm beigesprungen, und der Rest des Teams war beleidigt.

Das Problem der Herren ist, dass sie nur eine Zweckgemeinschaft sind, in der jeder zuerst an sich denkt. Wie Teamgeist in einem Einzelsport sein sollte, kann man bei den Damen beobachten, die an diesem Wochenende gegen Australien um den Verbleib in der Fedcup-Weltgruppe kämpfen. Sie tun es gemeinsam, ohne Neid - und haben längst die Sympathien der Fans auf ihre Seite gezogen. Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird vom deutschen Herrentennis bald niemand mehr etwas wissen wollen.