Hamburger Polizei rechnet mit Krawallen zwischen Rostock- und St.-Pauli-Anhängern beim Fußballspiel am Sonntag

Hamburg. Mit immer drastischeren Mitteln versucht die Hamburger Polizei, drohende Krawalle zwischen Problem-Fans des FC Hansa Rostock und des FC St. Pauli zu verhindern. Beim Zweitligaduell der beiden Vereine am Sonntag im Millerntor-Stadion will die Polizei mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften und der Einrichtung einer Sperrzone einer möglichen Eskalation zwischen gewaltbereiten Anhängern entgegenwirken.

"Seit 2008 ist es bei den Partien zwischen den beiden Klubs immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit diversen Verletzten gekommen", sagt Polizeisprecher Mirko Streiber. Bis auf eine Ausnahme sei es jedes Mal eskaliert. "Deshalb befürchten wir, dass es auch dieses Mal beim Aufeinandertreffen der Fans zu Ausschreitungen kommen wird."

Bereits vorher hatte die Polizei den Ticketverkauf an Hansa-Anhänger grundsätzlich verboten - das hat es im deutschen Fußball bisher noch nicht gegeben. Der FC St. Pauli war dagegen rechtlich vorgegangen, doch das Oberverwaltungsgericht Hamburg wies die Beschwerde letztlich zurück. Die Rostocker Fans wird das aber nicht davon abhalten, nach Hamburg zu reisen - sie wollen ein Zeichen setzen.

Als Reaktion auf das Verbot des Kartenverkaufs an die Gästefans meldete eine Person im Namen der "Fanszene Rostock e.V." einen Aufmarsch für Sonntag an. "Der Veranstalter rechnet mit 2000, wir mit rund 1000 Teilnehmern - davon werden gut 500 Personen gewaltbereite Fans sein", sagt Streiber.

Von 11 bis 13.30 Uhr wollen die Demonstranten unter dem Tenor "Gegen polizeiliches Kartenverbot in Fußballstadien!" vom Paul-Nevermann-Platz in Altona in die Nähe des Millerntor-Stadions laufen. Da sich der Veranstalter von diesem Plan nicht abbringen ließ, hat die Polizei die Auflage erteilt, dass die Demonstranten nicht durch die Stadt ziehen dürfen, sondern sich nur stationär am Hauptbahnhof im Bereich Ernst-Merck-Straße/Glockengießerwall versammeln dürfen.

Der Anmelder lehnte diese Auflage ab und wandte sich an das Verwaltungsgericht Hamburg, das gestern Nachmittag der Auflage der Polizei zustimmte. In der Begründung heißt es, dass angesichts der gewaltsamen Auseinandersetzungen bei vorherigen Fußballspielen bei der Demonstration "mit schwerwiegenden Gefahren für die Individualrechtsgüter Leib, Leben und Gesundheit" zu rechnen sei. Dass sich die Initiatoren der Demonstration mit dieser Entscheidung abfinden werden, gilt jedoch als unwahrscheinlich. Sie haben nun die Möglichkeit, Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht einzulegen.

Darüber hinaus hat die einflussreichste und mitgliederstärkste Fangruppe des FC St. Pauli, Ultra Sankt Pauli (USP), zu einem Boykott des Derbys aufgerufen. Es wird erwartet, dass sich etwa 500 Karteninhaber daran beteiligen und die Partie per Radioübertragung auf dem Südtribünenvorplatz an der Budapester Straße statt auf der Südtribüne im Stadion verfolgen. Die dafür notwendige Anmeldung lag bis gestern Abend jedoch noch keiner Behörde vor. Vereinzelte St.-Pauli-Fans haben auch angekündigt, sich zuvor an der von der Fanszene Rostock e.V. organisierten Demonstration zu beteiligen.

Die Polizei rechnet damit, dass die Hansa-Anhänger trotz der Auflage versuchen werden, in die Nähe des Stadions zu kommen. Sollten sich Problem-Fans der beiden Fußballvereine dann plötzlich gegenüberstehen, wird ein handgreiflicher Konflikt kaum noch zu vermeiden sein.

Um solche Ausschreitungen zu unterbinden, wird die Polizei rund um das Millerntor-Stadion von 9 bis 20 Uhr ein sogenanntes Gefahrengebiet einrichten. Bereits 2010 reagierte die Hamburger Polizei erfolgreich mit dieser ungewöhnlichen Maßnahme auf mögliche Krawalle. "Es werden mehrere Hundertschaften im Dienst sein, um eine Eskalation zu verhindern", sagt Mirko Streiber. Zudem erhalten die Hamburger Beamten Unterstützung von Kollegen aus Schleswig-Holstein und der Bundespolizei. In der Sperrzone zwischen Stresemannstraße, Schanzenstraße, Holstenglacis, Gorch-Fock-Wall, Ludwig-Erhard-Straße, U-Bahnhof St. Pauli, Landungsbrücken und dem St.-Pauli Fischmarkt können Polizeibeamte Personen ohne dringenden Tatverdacht kontrollieren, ihre Taschen überprüfen und gegebenenfalls Aufenthaltsverbote aussprechen und Platzverweise erteilen. Zudem haben sie die Möglichkeit, Personen in Gewahrsam zu nehmen.