Ein Bayreuther Krisen-Bericht von Joachim Mischke

Im "Rheingold", als die Welt noch so halbwegs in Ordnung scheint, wird der Obergott Wotan schon vom Riesen Fasolt ermahnt: "Was du bist, bist du nur durch Verträge." Wie es sich für große Tragödien gehört, juckt Wotan das Geunke nur wenig, weswegen der letzte Teil des "Rings" dann auch verdientermaßen "Götterdämmerung" heißt, weil drei lange Opern lang alles schiefgeht, was schiefgehen kann.

Dieses Elend scheint nun auch den Bayreuther Festspielen zu drohen. Wie gestern bekannt wurde, stehen Katharina Wagner und ihre Halbschwester Eva Wagner-Pasquier für 2013 ohne Brünnhilde da, ausgerechnet für den Jubiläums-"Ring" zum 200. Geburtstag ihres Ahnen. Denn Angela Denoke hat den ohnehin krisengebeutelten Chefinnen abgesagt, für eine Angstpartie, die sowieso eine Nummer zu groß und zu dramatisch für ihre Stimme sein dürfte.

Tja. Dumm gelaufen. Und nun? Der globale Markt für hochwertige Walküren ist längst leer gebucht, weil jedes größere Opernhaus, das auf sich hält, im Wagner-Jahr 2013 einen "Ring" im Sortiment haben will. Wer eine gute abbekommen hat, rückt sie nicht mehr raus, bei Sänger-Stars hört die Solidarität mit der Wagnerwahn-Zentrale Bayreuth auf. Schon Frank Castorf als Jubiläums-Regisseur war eher ein Last-Minute-Hamstereinkauf, jetzt wird es dort wirklich eng.

Und was das leidige Thema Verträge angeht: Die leading ladies sind bis 2015 für Bayreuth engagiert. Noch.