Ein Erfahrungsbericht von Alexander Josefowicz

Gott, war das früher anstrengend in WGs. Wenn man etwas von seinem Mitbewohner wollte, musste man ihm einen Klebezettel an die Tür heften, ihm einen Brief schreiben oder - wenn es denn gar nicht anders ging - direkt ansprechen. Doch das hat mit dem Einzug von sozialen Netzwerken, von Smartphones und allgegenwärtigem Internetzugang endlich ein Ende: Wenn meine Mitbewohnerin und ich uns etwas mitzuteilen haben, setzen wir auf modernste Technik. Vor einigen Tagen tauchte auf meiner Facebook-Pinnwand ein appetitanregendes Foto eines Eintopfes auf. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie es bei der Menge der zubereiteten Nahrung mal wieder geringfügig übertrieben hatte. Kein Problem, im Journalistenmagen ist immer Platz.

Auch die Logistik des morgendlichen Badezimmerbesuchs und der Belegung der Waschmaschine lässt sich mit Chats und SMS bequem und tagesaktuell managen, ebenso wie die Vermeidung von Versorgungsengpässen bei Zigaretten, Brot, Butter oder Hundefutter. Den mehrere Minuten andauernden Austausch via Instant Messenger von letzter Woche hätten wir uns allerdings eventuell sparen können: Kurze Zeit später begegneten wir uns in der Küche: "Huch! Du bist auch zu Hause?!"

Aller Vollvernetzung zum Trotz werden wir den abendlichen Klönschnack auf dem Sofa aber wohl auch in Zukunft ganz altmodisch von Angesicht zu Angesicht erledigen.