Am Nord-Ostsee-Kanal in Brunsbüttel beginnt bald der Bau einer dritten großen Schleuse. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) setzte dafür gestern den ersten Spatenstich. Nun muss man hoffen, dass in Brunsbüttel kein Schiff aus dem Ruder läuft. Der Bau der neuen Schleuse dauert wohl bis 2017. Die beiden alten großen Schleusen, die aus der Kaiserzeit stammen, müssen bis dahin durchhalten, auch mit allerlei Reparaturen. Im Sommer können Handelsschiffe und Kreuzfahrer deshalb zeitweise nur eine der großen Schleusen nutzen. Fällt auch die aus irgendeinem Grund aus, ist die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt dicht.

So weit kann es kommen, wenn Bauprojekte jahrelang hinausgeschoben werden, weil sie nicht als dringend genug gelten. Auch die Köhlbrandbrücke im Hafen ist stärker verschlissen als früher gedacht. Aber Konzepte für einen Neubau oder eine Alternative liegen längst nicht vor.

Es wäre billig, dafür allein die Politik zu kritisieren. Angesichts hoher Schulden und knapper Etats führt praktisch jede große haushaltspolitische Entscheidung zu einem Interessenkonflikt. Die einen wollen bessere Schulen, die anderen neuen Straßen, und die dritten weniger Steuern zahlen. Wie wichtig gangbare Verkehrswege für eine der größten Wirtschaftsnationen der Welt sind, ist zuletzt etwas zu sehr in den Hintergrund gerückt. Dieses Thema bei den Bürgern wieder zur Diskussion und zur Abstimmung zu stellen - das allerdings sollte Politik leisten.