In Hoheluft-West eröffnet das erste deutsche Geschäft der britischen Kultmarke Brompton. Ganz billig ist das Fahrvergnügen allerdings nicht.

Hamburg. Mit nur wenigen Handgriffen macht Michael Schäfer aus einem Fahrrad ein handliches Gepäckstück. Er klappt das Hinterrad nach unten weg, legt den Vorderbau zur Seite um, arretiert daran den Lenker und schiebt schließlich die Sattelstütze in den Rahmen. Das Konzept des Brompton-Faltrades hat sich seit der Firmengründung 1976 nicht geändert. Zusammen mit seiner Frau Maren Blum hat Schäfer in Hoheluft einen Brompton-Markenshop eröffnet.

Es ist der erste Fahrradladen seiner Art in Deutschland, der ausschließlich Falträder der Londoner Marke verkauft. In seinem Fahrradgeschäft The New Cyclist bot Schröder bereits seit 1990 den Klappradklassiker neben anderen Drahteseln an. Es habe aber eine Weile gedauert, bis ihn das Konzept des früher "eher trutschig" designten Rades überzeugte. "Heute glaube ich, dass das Faltrad die urbane Mobilität immens verbessern kann", sagt der 58-Jährige.

Noch nicht revolutionär aber zumindest solide wachsend stellt sich das Geschäft des Londoner Unternehmens dar: Produzierten die 200 Mitarbeiter vor zwei Jahren noch rund 30 000 Räder, so sind es heute bereits rund 50 000 pro Jahr. Neue Fabrikflächen innerhalb von London sind bereits für die weitere Expansion aufgekauft worden. Auch Schäfer und Blum wollen dem Trend zu intelligenten Transportkonzepten folgen. "Bislang verkauften wir 70 bis 100 Räder pro Jahr", sagt Schäfer. "Mit dem neuen Laden wollen wir noch eine Schippe drauflegen."

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Konkurrenz ist spärlich gesät. Lediglich die englische Marke Moulton und das in Taiwan gebaute und aus deutscher Entwicklung stammende Faltrad Birdie würden ähnliche Qualität bieten, so Schröder. Mit Preisen zwischen knapp unter 1000 Euro bis zu 2500 Euro für titanverstärkte Luxusversionen, ist das Brompton kein Billigheimer. Doch für das Gebotene sei der Preis relativ günstig, so Schäfer. Mit nur knapp zehn Kilogramm Gewicht und jeder Menge Möglichkeiten Körbe, Taschen und anderes Gepäck zu fixieren, ist das Rad gut für den Alltag gerüstet. Die Mitnahme in der Bahn oder im Auto ist kein Problem. "Unsere Kunden legen Wert auf Qualität und setzten auf Langfristigkeit anstatt auf den nächsten Trend", sagt Diplom-Kommunikationswirtin Maren Blum.

Dass die Kunden seiner Marke treu sind, weiß auch Brompton-Gründer Andrew Ritchie. Bei der Eröffnungsfeier zeigte ihm ein begeisterter Ingenieur und Klappradfahrer seine Erfindung eines langlebigen Spritzschutzes für das Schutzblech. Weil die Gummiversion nach rund drei Jahren verschlissen war, fertigte er selbst einige Exemplare aus einem Material an, das im Dachbau verwendet wird. Ritchie zeigte sich gleich interessiert, und das obwohl sein Faltrad seit den 1970er-Jahren nur wenige behutsame Detailveränderungen erfahren hat.

So traditionell das Produkt ist, so modern wirkt die Ladengestaltung in Hoheluft. Weiße Displays, hohe Decken in alten Industrieräumen und das Holz des Fußbodens dominieren. In einer Hinterhoflage an der Gärtnerstraße stehen die zusammengeklappten Räder in Regalen, wie Bücher in der Bibliothek. "Wir haben aus London freie Hand bei der Gestaltung erhalten", sagt Blum. Nachdem sich der Brompton-Gründer Andrew Ritchie bei der Eröffnung begeistert vom Ladenkonzept zeigte, soll es jetzt sogar Vorbild für weitere Filialen werden. Für Schäfer und Blum ist die etwas abseitige Lage des Ladens kein Nachteil. Mit kulturellen Veranstaltungen wollen sie potenzielle Kunden nach Hoheluft locken. Für Schäfer passen Kultur und Fahrräder gut zusammen. Es gehe ihm auch darum, ein Gespür für das "Kulturgut Faltrad" bei seinen Kunden zu wecken, sagt Schäfer. Faltradfahren bedeute einen ganz eigenen Lebensstil, der nicht für jeden etwas sei. Deshalb macht sich Schäfer auch keine Sorge um ausbleibende Laufkundschaft im Hinterhofladen: "Wer wirklich Faltrad fahren will, findet uns so oder so."