Ein Lagebericht von Joachim Mischke

Die Rückschläge kommen näher. Vor wenigen Wochen erst beschloss der Verwaltungsrat der Bayreuther Festspiele, den beiden Wagner-Halbschwestern einen Geschäftsführer an die Seite, also eher vor die Nase zu setzen, um Ordnung ins kreative Chaos hinter den Kulissen des Festspielhauses zu bringen. Zwei vor zwölf hatten Katharina W. und Eva W.-P. in Frank Castorf doch noch einen "Ring"-Regisseur für das Jubiläumsjahr 2013 gefunden, den Bayerischen Rechnungshof haben die beiden Hausherrinnen schon seit Monaten wegen eklatanter Anfängerfehler bei der Buchführung an der Hacke.

Und jetzt auch das noch: Ein Drittel des Bühnenpersonals, ohne das beim Gottesdienst nichts geht im Allerheiligsten aller Wagnerianer, hat sich Hans Sachs' Mahnung aus den "Meistersingern" zu Herzen genommen. "Verachtet mir die Meister nicht!", heißt es da. Ein frommer Wunsch offenbar, denn die Spezialisten kündigen für diesen Sommer, weil die Chefinnen die vertragliche Wochenarbeitszeit um etwa ein Viertel gekürzt haben. "So schaffen wir unsere Arbeit nicht mehr", zitiert der "Nordbayerische Kurier" den Oberinspektor, "und es lohnt sich auch nicht mehr." Sollte sich dieses Armdrücken über Macht, Geld und Zeit nicht noch abwenden lassen, wird Richard Wagners Bayreuther Vision vom "unsichtbaren Orchester" um eine Schreckensvision erweitert: die der unsichtbaren Inszenierung.