Eine Musiktherapie von Joachim Mischke

Anstelle eines Dreikaräters zum Hochzeitstag die Juwelen-Arie aus "Faust"? "Nessun dorma" - "Niemand schlafe" - aus "Turandot" als Wachhalter, bevor der kränkelnde Erbonkel kommt, um stundenlang von seiner Flucht übers Haff zu schwadronieren? Oder die Registerarie aus "Don Giovanni", die mit den vielen One-Night-Stands im gesamten EU-Raum, als Leitmotiv für die Junggesellenparty? Im Opern-Repertoire wäre für so ziemlich jede Lebenslage im Hausgebrauch etwas Passendes dabei, das macht die Idee der kleinen Stockholmer Folkopera ja so charmant.

Von dort kann man sich - statt Pizza mit Extra-Käse - 30 Minuten Gratis-Operngesang vors Sofa liefern lassen, im Sortiment sind zwei Sopranistinnen, ein Mezzo und ein Bariton. Aber: kein Nacktputzen, kein Doppel-D-Strip-o-gram. Nur schöne Töne.

Die "Operahjälpen" kann damit durchaus Erfolge vorweisen. Ein Paar, das sich nur noch wenig zu sagen hatte, fiel sich gerührt in die Arme, als es Mimis Arie "Donde lieta usci" aus "La Bohème" hörte, in der es um Abschiedsschmerzen geht, berichtete der Erfinder dieses Konzepts. Die einzigen, aber kleinen Nachteile: Man muss hören, was man kriegt, Wunschkonzert ist nicht, und man muss sich mit seinem ganz persönlichen Dilemma für so ein Wohnzimmer-Konzert bewerben. "Wer kein Problem hat, bekommt auch keinen Hausbesuch." Aber wer keine Probleme hat, braucht ja auch keine Musik.