Der Oberbaudirektor lehnt allerdings einen Wolkenkratzer mit 18 Etagen ab. Auch Porsche will an den Standort in Alsternähe ziehen.

Hamburg. In Hamburg könnte schon bald ein neues architektonisches Wahrzeichen entstehen. An einer Verkehrsachse in Hohenfelde in Alsternähe plant die Immobiliengruppe Maas & Raffay ein Hochhaus mit 18 Etagen als Sitz mindestens einer neuen Firmenzentrale. Auf dem gleichen Gelände, dem ehemaligen Sitz der Gewerbefachschule, ist zudem das größte neue Porsche-Autohaus des Nordens geplant. Die Entwürfe zu der Bebauung wurden jetzt als Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs präsentiert, die Unterlagen liegen dem Abendblatt exklusiv vor. Gewinner ist das Büro Schild Architekten Ingenieure aus Hamburg. Die genaue Ausgestaltung der Gebäude auf dem Grundstück Ecke Lübecker Straße und Wallstraße und vor allem die Höhe des Büroturmes sind allerdings noch umstritten.

"Die potenziellen Mieter suchen Büroflächen in einer Größenordnung von 20.000 Quadratmetern und mehr innerhalb eines geschlossenen Gebäudes", sagte Hans-Werner Maas, Mitinhaber der Immobilienentwicklungsgesellschaft Maas & Raffay. Der ehemalige Automanager und Immobilienexperte entwickelt das Projekt "Hanse-Gate" mit Blick auf drei potenzielle Mieter: Porsche steht als Nutzer eines Gebäudes praktisch fest. Darüber sind laut Maas weitgehende Verhandlungen mit dem Autobauer geführt worden. "Und für die Büroflächen unseres Projektes interessieren sich zwei Konzerne, von denen einer sogar seine Zentrale nach Hamburg verlegen möchte", so Maas.

+++ Der Projektentwickler +++

Porsche beabsichtigt, mit 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in Hohenfelde die Fläche gegenüber seiner bisherigen Präsenz an der Eiffestraße fast zu verdreifachen. Dieser Standort wird bis zur geplanten Eröffnung in Hohenfelde etwa 2015 geschlossen. "Er ist hinsichtlich Größe und Erscheinungsbild mittelfristig nicht zukunftsfähig", sagte Klaus Zellmer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Porsche Deutschland. Das Porsche-Haus am Nedderfeld soll aber bestehen bleiben. "Die Zahl der Beschäftigten dürfte mit dem neuen Standort zulegen", so Andreas Tetzloff, Chef der Porsche-Niederlassung in Hamburg, die bisher 120 Mitarbeiter beschäftigt. Porsche hat mit einer alufarbenen Außenhaut, dem roten Schriftzug und einer geschwungenen Architektur bereits Vorgaben für sein Gebäude gemacht. Über die Ausgestaltung des Hochhauses dagegen müssen sich die Beteiligten noch auseinandersetzen. Die Jury hatte bei dem Wettbewerb über die Entwürfe von fünf Architekturbüros, darunter BRT Bothe Richter Teherani und gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, zu entscheiden. Die Planung des Sieger-Büros Schild sieht ein dominantes Hochhaus vor, andere Entwürfe waren ohne Wolkenkratzer ausgekommen.

Über die Wünsche der beiden Firmen, die sich in Hamburg in der neuen Immobilie ansiedeln könnten, schweigt Maas bisher, denn Verträge bestehen mit den Interessenten noch nicht. Auch die Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (HWF) wollte sich dazu gestern nicht äußern.

Unklar ist bisher auch, ob sich die Pläne zum Bau eines Wolkenkratzers - wie von der Immobiliengesellschaft gewünscht - umsetzen lassen. Die Finanzbehörde könnte die gleichen Absichten wie Maas verfolgen. Denn eine Bebauung mit einer großen zu nutzenden Fläche und damit höheren Renditeerwartungen für den Investor bringt einen höheren Grundstückspreis mit sich, die Einnahmen für die Stadt als Eigentümer der Fläche wären vergleichsweise höher. Die Kritiker eines Hochhauses kommen aus anderen Hamburger Behörden. "Ich freue mich, dass wir für die Porsche-Ansiedlung einen guten Entwurf erhalten haben", sagte Oberbaudirektor Jörn Walter. "Ich meine aber, dass wir an dem Standort kein weiteres Bürohochhaus in der Alsterkulisse brauchen. Deshalb soll der Entwurf entsprechend der Auslobung, die rund acht Geschosse vorgesehen hatte, überarbeitet werden."

Auch Hans-Peter Boltres, Leiter des Fachamtes für Stadt- und Landschaftsplanung des Bezirksamtes Nord, bezeichnet ein 18-geschossiges Haus als überdimensioniert. "Das denkmalgeschützte Gebäude der Neuen Heimat sollte die Reihe der Hochhäuser in der Nachbarschaft mit ihren weiteren Elementen wie der Philips-Zentrale seitlich abschließen", so Boltres. Es sollte nicht von einem weiteren Gebäude überragt werden. Andererseits werde sich ein Unternehmen für seine Zentrale einen markanten Sitz wünschen, sagte Boltres. Die Wirtschaftsförderung müsse attraktive Standorte im Wettbewerb der Städte anbieten. In Hamburg sitzen mit Otto, Aurubis oder Jungheinrich zwar renommierte Firmenzentralen, die Stadt hatte aber auch schon Wegzüge wie beispielsweise von Universal zu verschmerzen. In einigen Wochen dürfte die Entscheidung zum Thema Hanse-Gate fallen. Das letzte Wort wird die Bezirksversammlung haben.