Ein Kommentar von Alexander Laux

Als der Amerikaner Bubba Watson den letzten Putt zum Sieg beim US-Masters einlochte, war es schon 1.30 Uhr. Live dabei waren nur die Kunden des Bezahl-Senders Sky. Was für ein Jammer. Das Finale dieses faszinierenden Spektakels hätte ein Millionenpublikum verdient gehabt.

In keiner anderen Sportart sind Lust und Leid so eng miteinander verwoben. Während beim Tennis ein versemmelter Return beim nächsten Ballwechsel vergessen ist, wird beim Golf jeder Fehler gnadenlos notiert. Da die Spieler für jede Handlung zu einhundert Prozent eigenverantwortlich sind, ist Golf vor allem ein Kampf mit der eigenen Psyche. Die Kunst ist es, den Sieg vor Augen einen Fehlschlag in den Wald hinzunehmen und nur Momente später, umringt von Tausenden Menschen und voll mit Adrenalin, wieder Weltklasse abzurufen. So wie es Watson gelang.

Längst sind sich Golfer der Bedeutung dieser mentalen Stärke bewusst und betreiben Kopftraining, so wie auch im Basketball. In anderen Sportarten wie beim Fußball wird dieser Aspekt eher stiefmütterlich behandelt. Dabei gehören Trainersprüche wie "Das nächste Spiel müssen wir gewinnen" längst in die Mottenkiste.

Dass Watson sein Triumph gelang, ohne je eine Trainerstunde genommen zu haben, spricht für seinen Übungsfleiß. Auch eine Eigenschaft, die man sich häufiger bei Mannschaften wünschen würde, die den großen Bällen nachjagen. Aber die großen Siege, das zeigt das Beispiel Watson, gelingen nicht über die Technik, sondern durch Besessenheit und Leidenschaft.