Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Jetzt wissen wir endlich, was ein Fußballmanager so tut, wenn der Tag lang ist. Die alte Dame Hertha BSC, 120, aus Berlin hat uns den Gefallen getan, zwei Tage im Leben ihres etwas jüngeren Sportdirektors Michael Preetz, 44, minutiös zu protokollieren.

Und das kam so: Böse Journalisten aus der Hauptstadt hatten behauptet, Preetz sei nach dem 1:4 seiner Mannschaft am vergangenen Sonnabend gegen den VfL Wolfsburg nicht erreichbar gewesen. Dabei sollte doch jedem klar sein, dass man als Verantwortlicher für das Geschehen auf dem Rasen den fußballerischen Eintopf "erst mal verdauen" muss.

Also, Reporterbande, merkt euch: Preetz hat sich sehr wohl geäußert. Vor dem Spiel. Am Sonntag (dem 1. April!) stellte er dann ein Interview mit sich selbst auf Herthas Internetseite und hatte, so Pressemann Peter Bohmbach, den ganzen Tag sein Telefon auf Empfang. Und dann lieferte Bohmbach den Preetzschen Arbeitsnachweis im Detail. Mit sensationellen Enthüllungen wie: 17 Uhr Eintreffen im Stadion. 18.30 Spielbeginn. 20.50 PK mit Rehhagel und Magath. 22.50 Erfüllung von Autogrammwünschen. Sonntag, 10.15 Waldlauf. 15.20 Verlassen der Geschäftsstelle ...

Wir hätten da noch ein paar Fragen. Was hat Preetz in der Nacht gemacht? Aus wessen Werken hat Otto Rehhagel in der Pause des Spiels zwischen 19.15 und 19.30 Uhr zitiert? Was hat Mladen Petric am Sonnabend in Kaiserslautern zwischen 15.30 und 17.15 Uhr getan? Und wen hat Lothar Matthäus angerufen, als am Sonntag zwei Trainer entlassen wurden und einer doch nicht? Die Schreiberlinge sind eben unersättlich.