Rückgang um bis zu 30 Prozent. Hamburger Unternehmen halten sich bei Neuanmietungen wegen der unsicheren Wirtschaftslage zurück.

Hamburg. Die Hamburger Firmen halten sich bei Neuanmietungen zurück. Nachdem im vergangenen Jahr 540.000 Quadratmeter (m²) Bürofläche neu vermietet wurden, hat es im ersten Quartal einen deutlichen Einbruch gegeben. Das zeigt sich in den Quartalsberichten führender Maklerunternehmen. So wurden zwischen Januar und März in Hamburg nur noch Mietverträge über 77.000 m² unterzeichnet, berichtet das Maklerunternehmen Angermann. Die Makler CBRE und Jones Lang LaSalle sprechen von 85 000 m² neu vermieteter Bürofläche. Gegenüber dem Vorjahresquartal ist das ein Rückgang von bis zu 30 Prozent.

"Die Büronutzer zeigen sich in Anbetracht der schwer abschätzbaren wirtschaftlichen Entwicklung bei Anmietungsentscheidungen zurückhaltend", sagt Sebastian Peters, verantwortlich für das Bürovermietungsgeschäft bei Savills in Hamburg. Andreas Wende, Hamburger Niederlassungsleiter von Jones Lang LaSalle, spricht von einem verhaltenen Start. "Wir schätzen das aber nicht als dramatisch ein. Vor allem Unternehmen aus dem Ausland haben erst einmal abgewartet, wie sich die Konjunktur in Deutschland entwickelt. Wir haben vielversprechende Kontakte", sagt Wende, ohne konkrete Namen zu nennen. "Es fehlten im ersten Quartal einfach größere Abschlüsse von mehr als 5000 oder 10 000 m² pro Mietvertrag", sagt Heiko Fischer von CBRE zur schwachen Quartalsbilanz. Schon im vergangenen Jahr entfielen 80 Prozent aller Abschlüsse auf Flächen von weniger als 1000 m².

Bisher hatte auch die öffentliche Verwaltung für eine hohe Flächennachfrage gesorgt. Mit insgesamt 60 000 m² war sie im Jahr 2011 der zweitstärkste Nachfrager. Auch im ersten Quartal liegt die Hamburger Verwaltung in der Vermietungshitliste vorn. So mietete die Finanzbehörde im ersten Quartal über 4000 m² in dem zehnstöckigen Bürogebäude am Millerntorplatz 1 an, um dorthin das Liegenschaftsamt zu verlagern.

Die gesamte Branche setzt auf eine deutliche Verbesserung des Geschäfts. "Im Jahresverlauf erwarten wir Neuvermietungen auch über größere Flächen", sagt Angermann-Vorstand Sami Steinbach. "Wir sind gegenwärtig in verschiedene Gesuche involviert, mit denen deutlich mehr als 10 000 m² Fläche nachgefragt werden", sagt Fischer. Die Branche rechnet in diesem Jahr insgesamt mit 450 000 bis 500 000 m² neu vermieteter Fläche. Gegenüber dem Vorjahr wäre das ein Rückgang von bis zu 17 Prozent.

+++ Vermietung von Büros bricht in Hamburg um ein Drittel ein +++

Trotz der geringen Nachfrage hat sich der Leerstand bei Büros leicht verringert. Nach den Angaben aus den Maklerunternehmen beträgt die Leerstandsquote zwischen 7,4 (Angermann) und 8,5 Prozent (CBRE). "Das liegt daran, dass weniger neue Flächen auf den Markt kommen und die Firmen größere Flächen neu anmieten, als sie bisher genutzt haben", sagt Steinbach. Rund die Hälfte der Firmen unter den größten Mietern des ersten Quartals hat ihre Flächen aufgestockt. Manche Unternehmen wie der weltweit größte Spirituosenproduzent Diageo (Baileys, Smirnoff) kommen neu nach Hamburg. Die Firma verlagert die Deutschland-Zentrale mit 90 Mitarbeitern von Wiesbaden an die Elbe.

Für Topbüros müssen inzwischen 24 Euro Miete/m² bezahlt werden. Auch die Durchschnittsmiete legt um immerhin knapp fünf Prozent auf 14,23 Euro/m² zu. "Die gestiegenen Anforderungen an Bürogebäude im Zusammenhang mit den hohen Baukosten schlagen sich in den Büromieten nieder", sagt Fischer.

Für Vermietungen besonders attraktiv ist die City. Auf diesen Standort entfallen rund ein Drittel der Neuvermietungen. Doch auch hier stehen noch knapp 200 000 m² leer. Dennoch sei es schon schwierig, zusammenhängende Flächen von mehr als 3000 m² in der Innenstadt anzumieten, heißt es bei Angermann. "Bürogebäude in Ring-1-nahen Straßen wie Willy-Brandt-Straße/Ludwig-Erhard-Straße, Neue Rabenstraße oder An der Alster werden verstärkt als repräsentative City-Adresse wahrgenommen", sagt Steinbach. Diese Erweiterung des City-Bereichs werde sich durch Projektentwicklungen fortsetzen. So entstehen am Schaartor 15 000 m² neue Bürofläche und an der Ludwig-Erhardt-Straße 12 500 m².

Angesichts des Wohnungsmangels gefällt dem Mieterverein zu Hamburg diese Entwicklung überhaupt nicht. "Man muss sich wirklich fragen, ob diese neuen Gewerbeflächen gebraucht werden", sagt Siegmund Chychla vom Mieterverein. "Viele Büros werden auch künftig leer stehen." Die Bezirke müssten deshalb mit den Eigentümern die Perspektiven ausloten. Eine Möglichkeit wäre der Abriss der Büros und der Neubau von Wohnungen.