Die passenden Klamotten sind längst modisch etabliert. Drei Hamburger Unternehmer haben der Szene ihren Stempel aufgedrückt.

Hamburg. Es rattert im Takt der Fugen zwischen den Gehwegplatten, wenn Richie Löffler mit seinem Longboard zur Arbeit fährt. Lässige Skatekleidung anstatt eines Anzugs, ein roter Bart anstelle glatt rasierter Wangen. Löffler ist ein Unternehmer, der ohne die üblichen Klischees auskommt. Bereits 1992 beginnt der in Eimsbüttel aufgewachsene Ex-Skateprofi, erste T-Shirt-Designs zu drucken. Damals jedoch noch ohne unternehmerischen Anspruch. "Man wollte Teil der Szene sein, selbst mitgestalten", sagt der 36 Jahre alte Hamburger.

Heute hat er 20 Mitarbeiter und zwei Läden. Seit Jahren boomt das Geschäft in der Szene. Die Skatemode hat ihren Weg in die Kleiderschränke vieler Menschen gefunden und der Trend zum Longboard, einem extra langen Skateboard zum entspannten Dahingleiten auf der Straße, eröffnet neue Geschäftsfelder. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Löffler mit seinen Läden und der Modemarke Trap ein Umsatzplus von 30 Prozent. "Wir mussten zum ersten Mal auf Fremdkapital zurückgreifen", sagt der skatende Unternehmer.

Zu Beginn der 90er-Jahre erlebt das Skateboarding eine Revolution, die auch der Popularität des Sports einen Vorschub gibt. Während es zuvor vor allem in den USA üblich war, in Halfpipes und ausgedienten Swimmingpools zu fahren, kommt langsam ein neuer Trend auf: Jetzt machen die Vorbilder aus den Skateboardvideos technisch anspruchsvolle Tricks auf ebenem Untergrund. "Street" nennt sich die neue Variante des Skatens. Leichtere Bretter machen es möglich und holen das Skateboarding in die Innenstädte.

Am Jungfernstieg trifft sich damals die Hamburger Szene. Löffler arbeitet zu dieser Zeit als Aushilfe bei American Sports in der Rentzelstraße. Es ist die Zeit vor dem Internet, und Skateläden sind die erste Anlaufstelle. Deshalb verkauft Löffler seine ersten T-Shirts bei seinem damaligen Arbeitgeber. Doch auf Skateboard-Wettbewerben, die in ganz Deutschland stattfinden, lernt er immer mehr Ladenbesitzer kennen, die seine bedruckten T-Shirts der Marke Trap verkaufen wollen.

Im Jahr 2000 wagt Löffler schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit. Er gründet mit Freunden zusammen den Mantis-Skateshop an der Großen Theaterstraße. Einen Investor gab es bis vor einem Jahr nie. Löffler beschreibt die Entwicklung seines Unternehmens in kurzen Worten: "Zwei T-Shirts verkauft, vom Gewinn vier weitere gekauft und dann auch die wieder an den Mann gebracht, so ging das." Mittlerweile ist seine Marke Trap zur umfassenden Modelinie angewachsen und wird in 350 Geschäften weltweit verkauft. Sogar Lederartikel, wie Taschen und Handyschoner, die in einem kleinen Betrieb in Uetersen produziert werden, gibt es in der Kollektion.

Besonders stolz ist Löffler auf den neuen Ableger seines Ladens im türkischen Izmir, wo er auch die meisten seiner Textilien fertigen lässt. "Die Produktion zu fairen Löhnen in Europa war uns wichtig", sagt der deutsche Skater des Jahres 2009. Erfolg könne man im Skateboard-Geschäft nur haben, wenn man glaubwürdig sei und am Puls der Szene bleibe, sagt Löffler. Auch der große Sportartikelhersteller Nike habe ein Jahrzehnt lang mit vielen Millionen Dollar versucht, den Markt zu entern. Heute hat sich der Konzern einen kleinen Platz mit einer eigenen Skateboardmarke erkämpft, "aber Skateboarding hat nicht auf Nike gewartet", sagt Löffler lachend. Aus dem Freizeitvertreib ist für ihn ein Beruf geworden. Jüngst hat er an der Großen Theaterstraße seinen zweiten Shop eröffnet, in dem er die derzeit beliebten Longboards verkauft. Hamburg war in den 90er-Jahren der große Anziehungspunkt der deutschen Skateboardszene. Auch aufgrund der 1990 gegründeten I-Punkt-Skatehalle, die Löffler maßgeblich mit auf den Weg brachte.

Von dem Spirit in der Halle, in der zukünftige Unternehmer und ehrgeizige Skater aufeinandertreffen, profitierte damals auch Pitt Feil. "Man hat sich gegenseitig gepusht", sagt Feil zu seinem Verhältnis zu Löffler. Der 39 Jahre alte Geschäftsführer der Marke Cleptomanicx druckt ebenfalls zuerst T-Shirts, erweitert dann, als Mitte der 90er Skatekleidung in Mode kommt, sein Sortiment. Boxershorts, Pullover, T-Shirts, Jacken und Wollprodukte sind heute die Bestseller. Von der Budapester Straße aus beliefern 15 Mitarbeiter über 200 Einzelhändler. Ein 1000 Quadratmeter großes Warenlager in Hammerbrook besteht seit 2010. Cleptomanicx wirbt mit skurrilen Botschaften um den zumeist von Aalen schnackenden "Käpt'n Clepto". "Die Kids stehen drauf, doch das Geschäft wandelt sich", sagt Feil. "Skater kleiden sich heute modischer als vor zehn Jahren." Feil glaubt, dass Skateshops bald nur noch das Material zum Skaten liefern und die Mode woanders gekauft wird. Mit langlebiger und funktioneller Kleidung reagiert Feil auf den Trend zu hochwertigerer Mode. "Unsere Ware muss sich auch vor Funktionskleidung mit Wolfstatze drauf nicht verstecken", sagt der Unternehmer mit einem Lachen.

Doch Skateboarding boomt nicht nur als Modeerscheinung, sondern auch als Sport. Als reiner Zulieferer von "Hardware", also Boards, Rollen, Kugellagern und Achsen, kennt Manuel Weschenbach den Markt für das Sportgerät Skateboard. Seit 2005 versorgt sein Unternehmen Harbour Distribution Einzelhändler von Schweden bis Portugal. In einem Innenhof in der Sternschanze bedruckt es 10 000 Skateboards pro Jahr. In der Sommersaison kommt monatlich ein Container im Hafen an, der mit der Rohware befüllt ist. Das Ahornholz stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft in Kanada. Rund 600 000 Euro Umsatz machte Harbour Distribution im vergangenen Jahr mit dem Zubehörverkauf und dem Drucken im Fremdauftrag.

Über die Skateboardszene sagt er, dass sie sich zwangsläufig stets "in der pubertären Findungsphase" befinde. Die drei Hamburger Skategründer sind deshalb so etwas wie die Väter der Szene. Sie selbst und das Geschäft mit den Rollbrettern zumindest sind aus den Kinderschuhen heraus gewachsen.