Der Versuch der Politik, die Benzinpreise einzudämmen, wird keinen Erfolg haben

Wohl jeder Autofahrer hat das schon einmal erlebt: Auf seiner Route kommt er an einer Tankstelle vorbei, die an der gegenüberliegenden Straßenseite liegt und beschließt, auf dem Rückweg dort an der Zapfsäule vorzufahren. Doch wenn er dort eine Stunde später ankommt, ist der Preis inzwischen um vier Cent je Liter gestiegen. Ärgerlich waren solche Erlebnisse schon immer. Aber nun haben die Kraftstoffpreise - pünktlich zu Beginn der Osterreisewelle - ein neues Rekordniveau erklommen.

Sie haben sich bereits auf einer Höhe eingependelt, die früher mal als Schreckensvision galt. So wird sich mancher Hamburger an den Song "Ich will Spaß, ich geb Gas" erinnern, dessen Text die Passage "Und kost's Benzin auch 3 Mark 10" enthielt. Das war 1982, für Benzin zahlte man damals weniger als 1,40 Mark.

Angesichts des steilen Preisanstiegs seit Ende 2011 konnte es nicht ausbleiben, dass sich die Politiker des Themas annehmen und Maßnahmen gegen die vermeintliche Abzocke an der Tanksäule fordern. Allerdings vergessen sie dabei gern zu erwähnen, dass in Deutschland der Staat an den hohen Tankrechnungen kräftig mitverdient: Beim Superbenzin machen die Steuern mehr als 54 Prozent des Preises aus.

Aber nicht nur in der Bundesrepublik versuchen Politiker, den Unmut der Verbraucher zu nutzen. Die republikanischen Präsidentschaftskandidaten in den USA versprechen, im Fall des Wahlsieges den Benzinpreis auf umgerechnet 50 Euro-Cent je Liter zu begrenzen Derzeit liegt er bei ungefähr 80 Cent. Das mag uns Deutschen spottbillig erscheinen, solange man nicht berücksichtigt, dass sehr viele Amerikaner noch immer Autos fahren, die 15 oder 20 Liter auf 100 Kilometer schlucken. Niedrige Spritpreise haben also nicht nur ihre guten Seiten. Dies gehört zu den unbequemen Wahrheiten in der aktuellen Diskussion.

Eine andere lautet: Die Tankstellenmargen in Deutschland, also der Spielraum für Gewinne der Betreiber, gehören zu den niedrigsten in Europa. Dennoch soll die Regierung nach dem Willen des Bundesrats nun handeln. Prüfen soll sie unter anderem das in Westaustralien praktizierte Modell, nach dem die Ölkonzerne stets den für den nächsten Tag geplanten Preis vorher ankündigen müssen.

Allzu viel dürfen sich die Autofahrer von solchen Ideen jedoch nicht versprechen. Sie werden die Preise nicht drücken, das zeigen die Erfahrungen aus anderen Ländern. Derartige Bestimmungen werden allenfalls einen psychologischer Effekt haben: Sie tragen im besten Fall zur Beruhigung der Gemüter bei, weil sie den Verbrauchern das Gefühl geben, sich besser auf die Preisbewegungen einstellen zu können.

Auch mit dem Ruf nach dem Kartellamt lässt sich das Problem nicht lösen. Er kommt ohnehin zu spät. Denn dank ihrer Marktdominanz haben die Ölmultis illegale Absprachen gar nicht nötig. Die Wettbewerbswächter hätten viel früher eingreifen müssen. Doch niemand hat verhindert, dass heute fünf internationale Konzerne den Raffineriemarkt kontrollieren und auch die mittelständischen Tankstellenbetreiber versorgen. Wozu das führt, zeigt sich zum Beispiel an dem Gewinn von 23 Milliarden Euro, den die britisch-niederländische Shell-Gruppe für 2011 auswies.

Aber was immer sich Politiker und Kartellbehörden auch einfallen lassen, sie kommen nicht an der Tatsache vorbei, dass Öl ein knappes Gut ist und schon wegen des rasanten Wirtschaftswachstums in Ländern wie China, Indien und Brasilien immer noch knapper wird. Und was können die Verbraucher tun? Was sie schon immer tun sollten: Das Auto sparsam benutzen, gezielt bei günstigen Tankstellen tanken - und das möglichst am Abend, wenn der Preis im Laufe des Tages abgebröckelt ist.