Um dringend benötigtes Geld einzunehmen, verpachtet die Eißendorfer Luthergemeinde einen Teil ihres Grundstücks

Harburg. Der Lutherkirche in Eißendorf ist anzusehen, dass sie nicht mehr die Jüngste ist. Doch viel beredter als jede Patina sind jene gewaltigen Balken, die das Dach stützen. "Es gibt gravierende Probleme mit der Statik des Dachstuhls", sagt Pastor Andree Manhold und blickt sorgenvoll gen Himmel.

Weil auch Aspekte des Denkmalschutzes zu berücksichtigen sind, wird die im April beginnende Sanierung des 1906 eingeweihten Sakralbaus laut Experten geschätzte 300 000 Euro kosten. Geld, das die 2800 Mitglieder zählende evangelische Gemeinde nicht hat. Zwar wurden von der zentralen nordelbischen Kirchenleitung entsprechende Kredite zugesagt, doch die müssen zurückgezahlt werden.

Eine der wenigen Optionen bestand darin, einen Teil des gemeindeeigenen Grundstücks am Kirchenhang zu veräußern. Dort stehen neben der Kirche zwei 1930 gebaute Gemeindehäuser. "Auch sie sind relativ alt und kosten durch Unterhalt und Instandsetzung viel Geld", sagt Manhold. Weil jedoch die zweite Pastorenstelle seines Kollegen Heinrich Reimann demnächst entfalle und es inzwischen zahlreiche Kooperationen mit den Harburger Innenstadtgemeinden gebe, sei es ohnehin sinnvoll, sich räumlich zu verkleinern.

Einen Schätzwert von 900 000 Euro hat das halbe Grundstück, das der Kirchenvorstand dann aber doch nicht einfach verkaufen wollte. "So entstand die Idee, eines der beiden Gemeindehäuser abzureißen und Platz für ein zeitgemäßes Wohnprojekt zu schaffen", sagt Pastor Andree Manhold. Das könne sowohl ein generationenübergreifendes Projekt für Jung und Alt wie auch ein sozial orientiertes Projekt für Menschen mit und ohne Behinderung sein. "Wünschenswert wäre in jedem Fall, dass sich eine Baugemeinschaft Gleichgesinnter findet, die die Gemeinde auf ihre Weise belebt und bereichert."

Mit der Stattbau Hamburg Stadtentwicklungsgesellschaft hat sich die Luthergemeinde einen Partner gesucht, der das Projekt professionell begleiten wird. Bei einer ersten Informationsveranstaltung Ende Februar hatten sich gleich rund 70 Interessenten eingefunden. "Dieser Zuspruch hat auch uns sehr überrascht, weil der Hamburger Süden nicht gerade ein besonders nachgefragtes Terrain für solche Konzepte ist", sagte Karim Edzards von der Stattbau Hamburg. Gegenwärtig betreut die Stadtentwicklungsgesellschaft zwölf solcher Projekte in ganz Hamburg, aber nur zwei südlich der Elbe.

Da es in Eißendorf sehr viele ernsthafte An- und Rückfragen gegeben habe, werde es bereits Mitte April die nächste Veranstaltung zum Projekt "Kirchenhang" geben. Edzards: "Wir planen derzeit einen Neubau mit 15 bis 20 Wohneinheiten, die aber nicht zwingend alle für eine Baugemeinschaft entstehen müssen." Man favorisiere zwar ein genossenschaftliches Finanzierungsmodell. Denkbar sei aber auch, einen Teil der Wohnungen zu vermieten.

Attraktiv macht dieses Projekt vor allem der Umstand, dass die Bauherren von Beginn an Einfluss auf Grundriss und Ausstattung ihres späteren Heims nehmen können. "Alles soll gemeinsam entwickelt werden, dadurch ist vieles möglich", sagt Karim Edzards.

Spätestens 2015 sollen die Wohnungen in Eißendorf bezugsfertig sein. Die Luther-Kirchengemeinde rechnet damit, dass per Erbpacht in den nächsten zehn Jahren 30 000 Euro pro Jahr eingenommen werden können. Womit die Sanierungskosten für die Kirchegedeckt wären.

Weitere Auskünfte und Infos zum Wohnprojekt der Luther-Kirchengemeinde Eißendorf erteilt Karim Edzards von der Wohnstatt Hamburg Stadtentwicklungsgesellschaft unter Telefon 040/43 29 42 35