Hamburg. Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst haben gestern 770 Besucher um einen Theaterabend im Thalia und im Schauspielhaus gebracht. Weil 100 Theater-Beschäftigte - unter ihnen Bühnentechniker und Beleuchter- die Arbeit niederlegten, entfielen die Vorstellungen "Don Carlos" am Thalia-Theater und "Die Möwe" am Schauspielhaus. Mehr als 100 Besucher standen vor verschlossenen Türen, weil sie von dem Streik überrascht wurden. "Wir wollten uns einen schönen Theaterabend im Thalia machen - und nun das. Ich habe kein Verständnis dafür", sagte Inge Rinderknecht, die mit ihrem Mann extra aus Mannheim angereist war. Vor dem Schauspielhaus sagte der Hamburger Student Dominik Mattwig enttäuscht: "Ich kann die Streikenden zwar verstehen, aber ich finde es schade, dass ich nicht ins Theater kann."

Die Arbeitsniederlegungen an den Bühnen waren der Auftakt für die Warnstreiks, zu denen die Gewerkschaft Ver.di heute 20 000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in Hamburg aufgerufen hat - unter anderem bei der Stadtreinigung, der Hamburg Port Authority oder in den Kitas. Ver.di fordert 6,5 Prozent mehr Tariflohn für die zwei Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Jeder Arbeitnehmer soll mindestens 200 Euro mehr im Monat bekommen. Die Arbeitgeber bieten bislang 3,3 Prozent mehr an, verteilt auf zwei Jahre. Morgen sollen die Verhandlungen in Potsdam fortgesetzt werden.