Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Danke, Dante. Das mögen die Spieler des FC Bayern gesagt haben, nachdem Mönchengladbachs Fußballprofi mit dem schillernden Namen Dante Bonfim Costa Santos im Elfmeterthriller den Ball statt ins Tor in den Abendhimmel über dem Borussia-Park gefeuert hatte. 4:2 hieß es am Ende für den Rekordmeister. Und alle stellten die uralte Frage: Soll ein Spieler, der sich in der kommenden Saison das Trikot des Gegners überstreift, tatsächlich einen Elfmeter gegen seinen künftigen Arbeitgeber schießen?

Unser Dante soll sich ja mit den Bayern und deren Chef Karl-Heinz Rummenigge einig sein, also quasi Charleys Dante werden. An diesem Abend aber schob er den Ball in mittelschnellem Tempo, sozusagen andante, über das Tor. Er sei sich sicher gewesen, das Ziel zu treffen, meinte der Wuschelkopf aus Brasilien. Sein Namensgeber, der große florentinische Dichter und Philosoph Dante Alighieri, der Italiens Zwei-Euro-Münze ziert, hat zu Fällen wie diesem weise gesagt: "Man muss wissen, dass es Dinge gibt, die unserer Macht nicht unterliegen." So kam es zu einem Fehl-Tritt, wie ihn 1984 schon Lothar Matthäus in seinem letzten Spiel für Mönchengladbach - ebenfalls gegen Bayern München - im Elfmeterschießen des Pokalfinales unterlaufen war. Im Loddar-Evangelium heißt es dazu: "Es ist wichtig, dass man 90 Minuten mit voller Konzentration an das nächste Spiel denkt."

Der brasilianische Noch-Gladbacher aber wollte nicht als Klatsch-Dante im Gedächtnis bleiben, sondern gab einen großen Satz von sich, der auch vom anderen, dem wahren Dante stammen könnte: "Im Fußball hat man keine Zeit zum Weinen."