Ex-Staatsrat Wolfgang Prill geht in den Ruhestand - nach 22 Jahren. Eigentlich wollte er schon vor einem Jahr in den Ruhestand gehen.

Altstadt. Eigentlich wollte Wolfgang Prill, Staatsrat a. D. und zuletzt acht Jahre lang Vorstand der Stiftung Grone-Schule, schon vor einem Jahr in den Ruhestand wechseln. Warum es dazu nicht kam, enthüllte Bürgermeister Olaf Scholz gestern beim Senatsempfang zur tatsächlichen Verabschiedung des 64 Jahre alten Sozialdemokraten.

"Als Ihr Nachfolger war Detlef Scheele vorgesehen", sagte Scholz vor rund 200 Gästen im Kaisersaal des Rathauses zu Prill. "Aber vor ziemlich genau einem Jahr habe ich Sie angerufen und Ihnen gesagt, dass Herr Scheele für den Senat vorgesehen sei", so Scholz. So geschah es: Scheele ist heute Arbeits- und Sozialsenator im Scholz-Kabinett.

Prill hängte noch ein Jahr an der Spitze eines der größten deutschen Bildungs- und Personaldienstleister an, bis mit dem 44 Jahre alten Achim Albrecht ein geeigneter Nachfolger gefunden und eingearbeitet war.

"Für das Lernen ist man nie zu alt, für das Arbeiten auch nicht", bemerkte Scholz trocken zur verlängerten Dienstzeit Prills. Das Lachen und der Beifall im Saal galten an diesem Punkt jedoch einem anderen Gast, den Scholz mit seiner Bemerkung ebenfalls im Blick hatte: Altbürgermeister Henning Voscherau, der als 70-Jähriger in den Aufsichtsrat des russischen Energiekonzerns Gazprom wechseln wird.

Scholz bezeichnete Wolfgang Prill als "verdienten Hamburger Arbeitsmarktexperten und Verwaltungsurgestein". Nach einer Ausbildung als Bankkaufmann und einem Volkswirtschaftsstudium war Prill 22 Jahre lang im öffentlichen Dienst der Hamburger Verwaltung tätig. Acht Jahre war er Staatsrat in der Wirtschafts-, der Innen- und der Finanzbehörde. "Ich kenne Sie, Herr Prill, als erstklassigen Staatsrat", betonte Scholz, der 2001 fünf Monate lang Innensenator gewesen war. Prill habe die Verwaltung "ziemlich umgekrempelt", was als Kompliment gemeint war.

Prill erinnerte in seiner Rede an den Tag seiner Entlassung als Staatsrat nach dem Regierungswechsel am 30. Oktober 2001. "Der einstweilige Ruhestand mit 53 Jahren war keine Perspektive", sagte Prill, der zunächst zwei Jahre bei der Unternehmensberatung Putz & Partner tätig war, ehe er 2004 zur Grone-Schule wechselte.

Unter den Gästen im Rathaus waren Altbürgermeister Ortwin Runde, Ex-Innensenator Hartmuth Wrocklage, Ex-Finanzsenatorin Ingrid Nümann-Seidewinkel, Innensenator Michael Neumann (alle SPD) sowie Weihbischof Hans-Jochen Jaschke.