Der Entwurf aller Fraktionen im Bundestag ist zu halbherzig

Deutschland glänzt mit gut ausgebildeten Ärzten, einer modernen Medizin und hervorragend ausgerüsteten Kliniken. Doch das alles nützt einem Todkranken nicht, wenn er auf ein Spenderorgan angewiesen ist. In Deutschland ist zuletzt die Zahl der sowieso geringen Organspenden noch gesunken. Das ist das Kernproblem. Die Abgeordneten aller Bundestagsparteien haben sich deshalb zu einem gemeinsamen Antrag zur Änderung des Transplantationsgesetzes entschlossen. Das ist gut gemeint.

Aber ob die überfraktionelle Einigkeit von Union, SPD, FDP, Grünen und der Linken die Mühe wert ist, darf bezweifelt werden. Wieder einmal ist eine bürokratische Lösung herausgekommen. Wird der Entwurf Gesetz, dann sollen die Krankenkassen alle zwei Jahre ihren Versicherten einen Spenderausweis schicken. Was sie damit machen, bleibt ihnen überlassen. Was soll das? Wer regelmäßig in Zeitungen oder Illustrierten blättert, hält bereits regelmäßig einen Spenderausweis in den Händen. In vielen Arztpraxen liegen sie aus, übers Internet sind sie mit ein paar Klicks zu ordern oder auszudrucken.

Für manchen Liberalen scheint zudem das größte Problem zu sein, wer die auf Freiwilligkeit fußende Angabe, ob man Spender ist oder nicht, zur Kenntnis nehmen oder registrieren darf. Datenschutz geht vor Lebensrettung? Mit Bedenken dieser Art kommt unser Land nie auf Spenderwerte, wie sie uns die Spanier vormachen. Deren Widerspruchslösung, nach der jeder Bürger, der nicht widerspricht, grundsätzlich als potenzieller Spender gilt, muss nicht unser Vorbild sein. Aber etwas mehr Nachdruck als eine unverbindliche Aufforderung der Kasse sollte möglich sein, um Schwerstkranken eine Perspektive zum Überleben zu geben.

Alle acht Stunden stirbt hierzulande ein Patient, der auf der Warteliste steht und nicht rechtzeitig ein Organ bekommt. Warum kann nicht jeder Bürger beim Ausstellen des Personalausweises oder der Gesundheitskarte sein Ja oder Nein als möglicher Spender ankreuzen? Und das Problem, dass Kliniken vor dem Aufwand einer Organentnahme zurückschrecken, hat die Politik auch nicht gelöst.