HPA eröffnete neue, 3,9 Millionen Euro teure Verbindung zwischen Altem Elbtunnel und Wilhelmsburg

Kleiner Grasbrook. Auf dem griffigen Kunststoffbelag radelt es sich so schwungvoll hinab Richtung Wilhelmsburg, als würde man über mehrere kleine Hügel rollen: Die aus 13 Segmenten bestehende neue Radwegbrücke an der Klütjenfelder Straße auf dem Kleinen Grasbrook dürfte wegen der leichten Buckel sicher eine gefühlte Besonderheit des neuen Hafenradwegs sein, den die Hafenverwaltung HPA (Hamburg Port Authority) gestern offiziell eröffnet hat. Das eigentliche Schlussstück dieser Verbindung zwischen dem Alten Elbtunnel und Wilhelmsburg aber ist ein breiter Asphaltstreifen von der Brücke bis zum Tunnelgebäude - zuvor mussten sich Radfahrer dort über ein Kopfsteinpflaster quälen. Dieser letzte Abschnitt war erst in den vergangenen Wochen fertiggestellt worden, während die Radbrücke schon seit Längerem befahrbar ist.

Eigens zum offiziellen Eröffnungstermin der neuen Verbindung waren gestern HPA-Geschäftsführer Wolfgang Hurtienne und der Staatsrat der Wirtschaftsbehörde, Bernd Egert, gekommen, um sich mit den roten Leihfahrrädern von StadtRad auf der Brücke fotografieren zu lassen. Ein Ort, der mit bedacht gewählt worden ist: Sehr nahe erscheint die Kulisse der Stadt mit Elbphilharmonie, Kirchtürmen und HafenCity. Aber auch das bei Studenten beliebte Reiherstiegviertel von Wilhelmsburg ist von dort oben gut zu sehen. Und tatsächlich ist das Gründerzeitquartier der Elbinsel nur knapp vier Kilometer von der Innenstadt entfernt. Vier Kilometer, die zuvor aber sehr mühsam per Rad zu überwinden waren, weil man dort sich die Fahrbahn teilweise mit dem Lkw-Hafenverkehr teilen oder auch an der Klütjenfelder Straße das Rad eine Treppe hoch wuchten musste. "Die vielen Hafenbeschäftigten, Studenten, Pendler und Touristen profitieren von der neuen Verbindung", sagte Staatsrat Egert. Gerade das Reiherstiegviertel werde damit nun zu einem "innenstadtnahen Wohnquartier".

Der neue Radweg ist Teil der sogenannten Velorute 11, die aber im Bereich Harburg noch bis 2013 weiter ausgebaut werden soll. Die Brücke und der drei Meter breite neue Radweg bis zum Alten Elbtunnel hatte die HPA mit Finanzmitteln der Stadt und des Bundes gebaut. Insgesamt kostete er 3,9 Millionen Euro, davon entfallen allein 2,4 Millionen Euro auf die Klütjenfelder Radbrücke, die aber auch Fußgänger mitbenutzen können.

Die Konstruktion war an die bestehende Straßenbrücke über dem Reiherstieg regelrecht drangehängt worden. Mit dem Bau ist nun eine bequeme Nord-Süd-Verbindung für Radler im Hafen geschaffen worden. Eine parallele Strecke führt zwar auch noch entlang des Travehafens - dort verläuft die Route aber noch über schlecht zu befahrendes Pflaster und durch einen Fußgängertunnel, wo Radler zum Schieben absteigen müssen. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) in Hamburg begrüßte gestern die neue Radwegeverbindung, kritisierte aber auch einige Details: So sei der Radweg "wieder nur" kombiniert mit einem Fußweg gebaut worden, was Konflikte verursachen könnte. Schlimmer aber sei, so sagt die Hamburger ADFC-Sprecherin Merja Spott, "dass der nördliche Abschnitt direkt an gefährlichen Lkw-Ausfahrten vorbeiführt".

HPA-Geschäftsführer Hurtienne sieht das aber weniger problematisch. Im Hafen werde vor allem am Wochenende geradelt, wenn der Lkw-Verkehr weitgehend ruhe. "Das verteilt sich dann gut - und die Alltagsradfahrer wissen, dass sie in einem Industriegebiet wie dem Hafen besonders vorsichtig sein müssen", so Hurtienne.

Doch das will der ADFC so nicht stehen lassen. Das Fahrrad, so Sprecherin Spott, werde in Hamburg immer noch bei der Verkehrsplanung zu sehr als Freizeitfahrzeug und nicht als Alltagsfahrzeug gesehen. Das müsse sich endlich ändern.