Vera und Jasmin Falck sammeln jährlich 850 000 Euro für den Verein Dunkelziffer

Bahrenfeld. Am 25. März werden alle beipflichtend klatschen, wenn bei der Benefiz-Modenschau "Event Prominent" im Hotel Grand Elysée über die Bedeutung des gesellschaftlichen Engagements und Beitrags für gemeinnützige Vereine wie Leuchtfeuer und Dunkelziffer gesprochen wird. Darüber, wie immens wichtig Spendengelder an diesen Stellen sind. Prominente Unterstützer, unter ihnen Christine Neubauer, Elisabeth Lanz, Eva Habermann, Katja Burkhard, Yasmina Filali und Sanna Englund, führen auf dem Laufsteg ohne Gage Mode Hamburger Designer vor und sorgen mit ihrer Bekanntheit dafür, dass die beiden Organisationen wieder mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken.

Rund 80 000 Euro kommen alljährlich bei dieser Veranstaltung zusammen, je die Hälfte geht an Leuchtfeuer und Dunkelziffer. Danach beginnt wieder der Alltag. Einer, der bei unabhängigen gemeinnützigen Organisationen und Vereinen vor allem durch die Akquise von Spendengeldern ausgefüllt ist. Vera Falck kennt das Geschäft. Nächstes Jahr feiert die Geschäftsführerin das 20-jährige Bestehen von Dunkelziffer e. V., dem Hamburger Verein, der bundesweit Hilfe für sexuell missbrauchte Kinder anbietet. Mittlerweile arbeiten 15 Psychotherapeuten, Pädagogen und Betriebswirte für Dunkelziffer. "Ganz neu ist die Online-Erstberatung", sagt Tochter Jasmin Falck, 28, die seit drei Jahren im Team ist. "Hier entstehen Dialoge, die teilweise Monate andauern, bevor der Schreiber oder die Schreiberin Vertrauen gefasst hat und wir weiterhelfen können."

Für Beratung, Therapiestunden, Schulungen und Präventionsveranstaltungen brauchen sie Geld: "850 000 Euro müssen wir jährlich aufbringen", sagt Vera Falck. Was ihr so manche schlaflose Nacht beschert. "Wir existieren komplett ohne staatliche Mittel, wir finanzieren uns ausschließlich durch Spenden", sagt sie. Von fünf bis 500 Euro - die Menschen geben unterschiedlich große Beträge. "Das Thema sexueller Missbrauch ist in den Köpfen mancher Unternehmer mit einem Schmuddel-Image belegt", sagt sie kopfschüttelnd, "einige spenden nur unter der Voraussetzung, dass ihr Name nirgends auftaucht." Dunkelziffer hat viel mehr Unterstützer und Spender in Bayern, Süddeutschland und dem Umland als in Hamburg selbst. "Das ist mein absolutes Ziel: die Hamburger Mauer zu durchbrechen und große Hamburger Unternehmen zu finden, die sich langfristig für uns engagieren."

Das Konzept von Hamburg Leuchtfeuer fußt auf der breiten Masse von Einzelspenden bis 100 Euro, dessen größter Teil in das Hospiz und in die Finanzierung von Krankenschwestern und Krankenpflegern fließt. Insgesamt sind 500 000 Euro Spenden notwendig. "Wir haben bis zu 40 Prozent Zuwächse in 2011 im Bereich der Anlass-Spenden erlebt", sagt Josef Reppenhorst, Sprecher von Leuchtfeuer. So bitten viele Hamburger, bei Feierlichkeiten lieber Geld auf das Spendenkonto von Leuchtfeuer zu überweisen, als Geschenke mitzubringen. "Aber während das normale Spendenaufkommen tendenziell rückläufig ist, verzeichnen wir Zuwächse in unserem Teddy-Verkauf und bei Benefizprodukten. Insbesondere über den Onlineshop haben wir uns um zehn Prozent auf über 100 000 Euro gesteigert", so Reppenhorst.

Genauso wie Dunkelziffer ist das christliche Kinder- und Jugendwerk Die Arche e. V. auf Spenden angewiesen. 765 000 Euro werden allein in Hamburg jährlich gebraucht. Der Bedarf wird aus zweck- und nicht zweckgebundenen Spenden gedeckt.

Die gemeinnützige GmbH Hinz & Kunzt finanziert sich zur Hälfte aus Zuwendungen und zur Hälfte aus Verkaufs- und Anzeigenerlösen des Straßenmagazins "Hinz & Kunzt". Insgesamt kommt so rund eine Million Euro im Jahr zusammen. Große Schwankungen gebe es nur bei großen Unglücken wie etwa der Tsunami-Katastrophe in Japan letztes Jahr, "dann verschiebt sich die Spendenbereitschaft kurzfristig in die betroffenen Regionen", sagt Geschäftsführer Jens Ader.

Der 2006 gegründete Förderverein "Das Herz im Zentrum" hilft aus, wenn Krankenkassen nicht zahlen. "Auf höchstem medizinischen Niveau werden Kosten oft nicht gedeckt", sagt Prof. Hermann Reichenspurner, ärztlicher Leiter des Universitären Herzzentrums Hamburg. Etwa eine halbe Million Euro nimmt Das Herz im Zentrum jährlich ein, 100 000 bis 150 000 Euro davon durch Veranstaltungen des Fördervereins selbst. Der Großteil setzt sich aber aus Spenden zusammen.