Die Hilfsorganisation Plan International wird 75 Jahre alt. Gefeiert wurde im Hafen - und in insgesamt 68 Ländern mit 75 000 Mädchen und Jungen

Kleiner Grasbrook. "Happy Birthday, Plan!", singen 300 Hamburger Vorschulkinder mit vereinten Kräften aus vollen Kehlen. Sie feiern das 75-jährige Bestehen der Kinderhilfsorganisation Plan International. Minou und Miljan, beide fünf Jahre alt, sind zwei der kleinen Partygäste im Theater im Hafen. Die beiden Kinder aus der Kita Allermöhe präsentieren stolz ihr mitgebrachtes Geschenk: selbst gebastelte Fingerpuppen, liebevoll verpackt mit rosa Schleife.

Wie die anderen Gäste aus insgesamt 15 Kindertagesstätten, haben auch Minou und Miljan in den vergangenen Wochen eigenes Spielzeug gebastelt und Postkarten für die Kinder in den fernen Ländern gemalt. Noch liegen die liebevoll mit Herzchen, Blumen, Konfetti und Ziersteinen dekorierten Mitbringsel auf einem riesigen Geburtstagstisch. An einer roten Leine hängen die gebastelten Grußkarten. Demnächst wird alles von Plan International an Kinder in Guinea-Bissau verteilt. Der Staat an der afrikanischen Westküste zählt zu den am wenigsten entwickelten Ländern weltweit.

Die kleine Minou Kakar in ihrem rosa Kleidchen hat schon davon gehört, dass es viele arme Kinder auf der Welt gibt. So richtig vorstellen kann sie es sich aber nicht. Ihre Erzieherin Ute Krause weiß, wie schwierig das Thema für die Kinder ist: "Behutsam ansprechen muss man es aber auf jeden Fall."

Plan International will ohnehin nicht nur feiern, sondern auch auf die Geburtenregistrierungskampagne "Jedes Kind zählt" aufmerksam machen: "Der Geburtstag hat noch eine ganz andere Bedeutung. Es ist der Tag, an dem ein Mensch seine Geburtsurkunde bekommt", sagt Maike Röttger, Geschäftsführerin Plan International Deutschland. Dieses Dokument mache den Menschen sichtbar und sei Voraussetzung dafür, dass wichtige Rechte in Anspruch genommen werden könnten. "Nur dann kann man zur Schule gehen, ein Examen ablegen, wählen, erben, ein Bankkonto eröffnen und vieles mehr."

Nach Angaben der Hilfsorganisation ist die Veranstaltung in Hamburg Teil der weltgrößten Kindergeburtstagsparty: In 68 Ländern feiern 75 000 Mädchen und Jungen symbolisch mit dem Kinderhilfswerk die Erfolge in der Armutsbekämpfung. Dazu hatte sich jedes Land etwas anderes überlegt. In Mosambik und Finnland diskutierten Jugendliche in einer Videokonferenz über Kinderrechte und Zwangsehen. In Brasilien fand ein Mädchenfußball-Turnier statt. Und in Hamburg hatten die Macher des Musicals "Der König der Löwen", die Stage Entertainment, das Foyer im Theater im Hafen als Festplatz zur Verfügung gestellt. Dort sorgten 18 Stationen für Begeisterung bei den kleinen Gästen.

Neben den Aufführungen zweier indischer Tänzerinnen und der Trommelgruppe Maracatu gefiel Minou und Miljan besonders der Schminkstand. Als Star-Wars-Figur und Prinzessin bemalt ging es am Mittag wieder zurück in die Kita. Dort werden sie bald Post bekommen und auf Fotos sehen, wie glücklich sie die Kinder in Afrika mit ihren Karten und Fingerpuppen hoffentlich gemacht haben.

Plans Kampf gegen Kinderarmut begann 1937, als der Brite John Langdon-Davies in Spanien auf der Straße einen kleinen Jungen auflas, der seinen Vater im Bürgerkrieg verloren hatte. Aus seinem persönlichen Engagement für den fünfjährigen José und weitere Flüchtlingskinder entwickelte sich die Kinderhilfsorganisation Plan. Seit ihrem Bestehen hat sie Millionen von Kindern und deren Familien geholfen. Heute setzt sich Plan in 50 Ländern dafür ein, dass Kinder zur Schule gehen.