Ein Kommentar von Thomas Andre

Christian Kracht ist stur und vielleicht auch deswegen die zurzeit interessanteste Figur im Literaturbetrieb: Der Autor des Skandalromans "Imperium" schweigt weiterhin zu den (fragwürdigen) Vorwürfen, er verbreite rechtes Gedankengut. Auch in Leipzig sprach Kracht nicht, aber: Er las, wie auch zwei Tage später auf der Lit.Cologne. Kracht war das Gesprächsthema Nummer eins auf der Buchmesse. In dieser Angelegenheit geht es nicht nur um die angebliche Einstellung eines Autors, sondern um ein Buch - auch wenn "Imperium" gerade nicht braune Ideen verbreitet. Wenn auf einer Buchmesse ausdauernd über ein Buch geredet wird, dann sagt das durchaus etwas aus über die Relevanz einer Kunstform.

Eine Kunstform, die sich im Internetzeitalter stärker denn je schützen muss: Gottfried Honnefelders Eröffnungsrede zur Messe verdeutlichte einmal mehr, dass der Umgang mit dem Urheberrecht auch in der Buchbranche von entscheidender Bedeutung sein wird, wenn die Literaturschaffenden weiter ihr Auskommen haben wollen. Der Vorsitzende des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels weist völlig zu Recht darauf hin, dass Informationsfreiheit und Urheberrecht sich nicht ausschließen. Es darf halt nicht alles kostenfrei sein, was im Netz zu finden ist. Das E-Book wird nun auch hierzulande zur ernst zu nehmenden Größe. Illegale Downloads zum Beispiel von "Imperium" schaden der Buchbranche noch mehr als im Internet verbreitete Musikdateien der Popbranche. Die verdient ihr Geld mittlerweile lieber mit Konzerten. Mit diesen wird eine Lesung in 100 Jahren nicht mithalten können. Es geht also um das Kulturgut Buch - und nicht um eine "Content-Mafia" in den Verlagen.