Wenn in NRW plötzlich gewählt wird

Nun wird in Nordrhein-Westfalen vorzeitig neu gewählt, und die von der FDP gestürzte rot-grüne Regierung freut sich, verkehrte Welt, über alle Maßen, dass sie aus dem Amt gejagt wurde in Enerwe, während die FDP eher alarmiert, also enerviert reagiert, weil sie damit (aus Versehen? aus mangelnder Verfassungskenntnis? aus heroisch stoischem Todestrotz?) nicht nur sich selbst, sondern auch die Berliner schwarz-gelbe Koalition in die Luft zu jagen droht.

NRW-Wahlen sind Schicksalswahlen, das hat niemand so erfahren wie Merkels Vorgänger Schröder. Und die SPD und die Grünen, die vor (Frau) Kraft und Vorfreude kaum laufen können, spielen auch noch die Frauenkarte, über die sie als Ministerpräsidentin und ihre Vizepartnerin verfügt: Sie will die Wahl am Muttertag (13. Mai) stattfinden lassen, schon wegen des Slogans: "Am Muttertag wählen wir keinen Landesvater!" Nun könnte Merkel, liebevoll spöttisch als Mutti apostrophiert, das gelassen von sich abperlen lassen und sich ruhig der Wahl stellen, wenn, ja wenn es nicht ihren Vize Rösler gäbe, der sie gern als Barbiepuppe verspottet oder gar mit einem Froschvergleich heimsucht.

Ausgerechnet Frosch! Aus der FDP-Froschperspektive (geschätzte zwei Prozent) verständlich und im NRW-Frühling an sich wahlkampfkonform. Ist es doch der mit der SPD verbundenen Grünenpolitikerin und Kraft-Vize Sylvia Löhrmann seit jeher ein Anliegen, gekennzeichnete und geschützte Froschstraßen durch die Industrielandschaft Nordrhein-Westfalens als grüne Schneisen zu schlagen. Besonders jetzt im Frühjahr, wo der Frosch sich laichend vermehrt und besonderen Schutzes bedarf - zumal der männliche Frosch (laut Brehm) von allen Lurchen als Männchen "außergewöhnlichen Antheil an der Fortpflanzung, nicht bloß als Befruchter der Eier, sondern auch als Geburtshelfer und selbst als Pfleger" hat. Also nichts vom schröderschen "Gedöns", sondern der Frosch als emanzipierter Mann, Hüter der zahllosen Weicheier. Doch leider meint Rösler nicht diesen sich in seinem Vaterschaftsurlaub aufopfernden Partner, sondern stellt sich lieber einen Frosch vor, der in letzter Minute aus dem kochenden Kessel springt. Ob die FDP bis zum Muttertag diesen Sprung schafft oder einen politischen Salto mortale vollführt? Bei Brehm klingt Froschgesang so: "Brekeke, brekeke! - koax, tuu! - quarr, brekeke, koax."